Privates "ITT"

Edlitz/Wieden, 13. 06. 2009

20090613dis00.html

Beobachter:Doris Istrate (doris.istrate@gmx.at)
Datum:13. 06. 2009
Zeit:00:00 Uhr
Ort:Edlitz/Wieden
Instrument:Diverse
Bedingungen:
Bericht:

Das lange Wochenende lockte Bernhard wieder von München in die Bucklige Welt, diesmal jedoch mit umfangreicher Astro-Austrüstung. Sein Subaru war bei umgeklappter Rückbank fast bis zum Dach vollgestopft, und sogar auf dem Beifahrersitz thronte eine überdimensionale Metallkiste. WOW!

Die erste Nacht präsentierte sich zwar wolkenlos aber etwas dunstig, und so verbrachten wir sie mit plaudern, grillen und alkoholischen Genüssen, da sich niemand mehr hinter ein Lenkrad setzen musste.

Am nächsten Tag beschäftigten wir uns mit Polsucherjustierung, Download für die neue CCD-Kamera und ähnlichen Vorbereitungen für die kommende Nacht. Aber -ätsch-, als wir am späten Nachmittag aufbauen wollten, zeigten sich am Horizont dunkle Wolken, die uns Böses ahnen ließen. Und tatsächlich, bald es begann zu tröpfeln...

Aber dann, am Samstag war es endlich so weit. Ein strahlend schöner Tag, den wir zuerst dank Bernhard's Coronado PST für Sonnenbeobachtungen nutzten. Es zeigten sich 3 kleine, aber feine Protuberanzen, deren Wachstum wir wunderbar verfolgen konnten.

Am Nachmittag wurde mit dem Aufbau der Geräte begonnen. Staunend verfolgten Gaby und ich Bernhard's Elan, mit dem er eine schwere Kiste nach der anderen heranschleppte. Alleine die beiden Akkus wogen 40 kg, vom "Rest" ganz zu schweigen. Bernhard grinste: "Fühle mich wie Spinat-Popey ... !" Dann wurde eifrig zusammengebaut, geschraubt und justiert, bis die Losmandy samt Refraktor und Russentonne in ihrem schwarzen Glanz erstrahlte. Mein William auf seiner CAM wirkte recht zierlich daneben, und der 10"-Dobson durfte natürlich auch nicht fehlen.

So, nun stand alles bereit. Was noch fehlte war der Polarstern zum Einnorden. Dann begann das lange Warten auf die Dunkelheit. Endlich verschwand die Sonne hinter dem Horizont und langsam brach die Nacht herein.

Ab 21.30 Uhr suchten wir ungeduldig den Himmel ab. "Ja, wo ist er denn, wo bleibt er denn, warum kommt er nicht ...?" Endlich ein Aufschrei: "Hurrah, ich seh ihn!" Dann begannen Bernhard und ich hurtig mit dem Einnorden und anschließendem 2-Star-Alignment, Gaby war startbereit mit seiner neuen Kamera. Dann hieß es wieder warten, bis sich am prächtigen Nachthimmel endlich Deep-Sky-Objekte zeigten. Wir peilten M 13 an und montierten eifrig die Kamera am William. Aber was war das? Nur so ein kleines Kasterl am Laptop? Enttäuschung machte sich breit. Aber gut, wer will schon 4.000 € für einen größeren Chip hinblättern? Also begnügten wir uns notgedrungen mit dem kleinen Feld. Aber wo war M 13? Nix da, kein Signal. Bernhard und Gaby quälten sich gute 2 Stunden am Laptop ab bis sie das Handtuch warfen, das Programm löschten und bei laufender Kamera neu installierten. Dann fehlte jedoch bei der Anleitung eine Datei, ohne die nix funktionierte, aber Bernhard überlauerte auch dieses Problem. Endlich der erlösende Aufschrei: "Juhu - wir haben ein Signal!" Aber M 13 war noch immer nicht da! War die Nachführung so schlecht, dass er sich inzwischen verabschiedet hatte? Also Kamera raus, Okular rein: Na bitte, da ist er ja, schön zentriert! Ich schwenkte den William herum, bis ein neuerlicher Lustschrei ertönte. " Bingo, jetzt haben wir ihn!" Wieder Kamera raus, Okular hinein. M 13 stand irgendwo dezentriert bei 11 Uhr. Na toll, die Kamera scheangelte! Ich versuchte M 13 in die Bildmitte zu bekommen, aber bei langsamster Geschwindigkeit streikten die Motore und bei etwas schnellerer Geschwindigkeit zischte M 13 ab wie eine Rakete. Also wieder Kamera raus, Okular rein, M 13 suchen ... so oft, bis wir mangels Flip-Mirror resignierten und ihn am Rand kleben ließen.

M 13 zeigte sich prächtig, mit wunderschönen weißen und bläulichen Sternen. Bernhard und Gaby schossen ein Bild nach dem anderen, mit unterschiedlichen Belichtungszeiten zwischen 5 und 10 Sekunden.Nicht zu früh, denn gegen 3 Uhr kam der Mond hinter dem Wald hervor und tauchte die Landschaft in sein milchiges Licht. Wir beschlossen die Nacht astronomisch zu beenden und räumten Kleinteile wie Okulare etc. ein, die Teleskope überließen wir der Obhut des Waldes. Langsam schlich sich der Tag heran, aber wir waren noch immer nicht müde. So verabschiedeten wir die scheidende Nacht noch mit einer Flasche Rotwein und freuten uns über die ersten Deep-Sky-Aufnahmen, die wir trotz erheblicher Probleme doch noch geschafft hatten. Kurz vor Sonnenaufgang fielen wir rotweinseelig in die Betten.

Aber am nächsten Tag folgte die nächste Ernüchterung: Auf den Fotos präsentierte sich M 13 mit lauter Kästchen, aber keinen Sternen. Super! Wieder werkten Bernhard und Gaby stundelang am Laptop, bis sich M 13 endlich in einer anderen Datei als Sternhaufen zeigte. Aber wo waren die schönen, bläulichen Sterne gebliebe? Alle pfutsch, nur noch schwarz-weiß. Ächz, stöhn ... ! Was haben wir bloß alles falsch gemacht???? Immerhin war mir beim Abbau aufgefallen, dass die Stromkabel der Kamera verwickelt waren, was lt. Hersteller unbedingt zu vermeiden ist, da es zu einem stark erhöhten Rauschen führt. Aber dieser Fehler war wohl unserer geringster...

Am späten Nachmittag wurde abgebaut und dann hieß es leider wieder Abschied nehmen. Mit Grillkoteletts und und einem großen Topf Kaffee gestärkt machte sich Bernhard wieder auf den Weg nach München. Und so ging unser kleines, aber sehr vergnügliches "ITT" zu Ende, das zwar technisch gesehen nicht gerade von Perfektion geprägt war, aber dafür von um so mehr Spaß und Freude an der Sache. Also dann, bis zum nächsten Mal...