WAA Herbstworkshop 2019

Hohe Wand, Alpengasthof Postl, 18.-20. 10. 2019

An einem durchaus sehr schönen, herbstlichen Wochenende findet unser heuriger Herbstworkshop statt. Auch wenn das Thema, Landschaftspanoramen in Stellarium einzubinden, durchaus eher theoretischer Natur ist, bleibt auch viel Zeit, den Sternenhimmel zu beobachten, denn das Wetter meint es mit uns ganz gut.


Zusammenfassung des heurigen Herbstworkshops im Bild (Mit Mausklick vergrößern)

Es ist wieder ein "goldener Oktober", zumindest in den Bergen. Über dem Flachland hält sich an diesem Wochenende eine dichte Hochnebeldecke, die von der Hohen Wand aus den Eindruck des längst ausgetrockneten Pannonischen Meers wiederherstellt. Keine 200 Meter unterhalb von uns beginnt die Nebeldecke und sie erstreckt sich so weit das Auge reicht, im wahrsten Sinn des Wortes. Für heute wird die Hohe Wand wieder zur Steilklippe am Ufer des Ozeans, auch wenn dieser nur aus Wolken besteht. Bis vor ca. 7 Millionen Jahren gab es diese Meeresküste aber wirklich.


Goldener Oktober auf der Hohen Wand (Mit Mausklick vergrößern)


Über dem pannonischen Nebelmeer (Mit Mausklick vergrößern)

Wir können die beiden Nächte von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag durchaus für Beobachtungen nützen, mit ein paar Abschlägen. Da ist zum einen die Feuchtigkeit. Wie gesagt, keine 200 Meter oberhalb der Nebeldecke ist es natürlich nicht trocken, weshalb wir bei der Wahl des Aufstellungsorts unserer Geräte diesen Umstand berücksichtigen. Am Freitag bauen wir gleich auf dem Parkplatz vor dem Gasthof auf, da wir Beobachterinnen und Beobachter mit einer Ausnahme die einzigen Gäste sind und wir uns auch möglichst leise verhalten. Die Rechnung geht auf. Während die gewohnte Wiese rasch sehr nass wird, bleibt es hier doch einigermaßen trocken. Am Samstag wählen wir als Aufstellungsort den freien Platz zwischen den beiden Holzstößen. Einmal schaut es so aus, als würde der Nebel über die ca. 850m Seehöhe hier klettern und uns zur Aufgabe zwingen, doch es war nur eine in Zeitlupe über die Kante der Hohen Wand schwappende Brandung des Nebelmeers, die sich bald zurückzieht.

Etwas störender als die Feuchtigkeit ist allerdings der Mond, der, noch vor dem Letzten Viertel, natürlich sehr früh aufgeht und den Himmel erhellt. Macht nichts. Es gibt Möglichkeiten, trotzdem zu beobachten; Schmalbaldfilter für Emissionsnebel sind eine Variante, Sternhaufen und Doppelsterne zu beobachten die zweite. Und zuletzt bietet sich ja der Mond selbst als Beobachtungsobjekt an. Die abnehmenden Phasen lassen sich nur im Herbst gut beobachten, das ist also eine sehr gute Gelegenheit. Leider ist das Seeing sehr schlecht, vor allem in der zweiten Nacht.

Ein besonderes Beobachtungsobjekt hat der Herbsthimmel in diesem Jahr noch zu bieten, das vom Mond auch nicht sehr in Mitleidenschaft gezogen wird: Mira. Dieser "wunderbare" Stern steht jetzt gerade im Maximum und ist wirklich sehr auffällig und zeigt im Fernrohr seine tolle rote Farbe.


Beobachten beim Herbstworkshop auf der Hohen Wand (Mit Mausklick vergrößern)


Deep Sky Fotos beim Herbstworkshop, 18.10.: Oben links Bubble-Nebel NGC 7635, Schmalband. Rechts oben NGC 7686. Links unten M52, rechts unten NGC 7789. (Mit Mausklick vergrößern)


Deep Sky Fotos beim Herbstworkshop, 19.10.: Oben links die Andromeda-Galaxie mit Begleitern, oben rechts M34, darunter NGC 752. Unten NGC 869 und 884, h und χ Persei. (Mit Mausklick vergrößern)


Der abnehmende Mond hatte beim heurigen Herbstworkshop viele seltene Anblicke zu bieten. (Mit Mausklick vergrößern)


"Star" des heurigen Herbsthimmels: Mira. (Mit Mausklick vergrößern)

Im eigentlichen Workshop geht es um Stellarium. Dr. Georg Zotti lehrt uns, wie wir eigene Landschaftspanoramen in Stellarium einbinden können. Keine leichte Aufgabe! Wir verbinden Theorie und Praxis. Ein Teil des Workshops besteht darin, vor Ort ein 360°-Panorama aufzunehmen. Auch nicht ganz trivial. Viele haben auch Fotos für solche Panoramen mitgebracht, von bekannten Beobachtungsplätzen aus nah und fern.

Das richtige Zusammensetzen der Fotos erfordert viel genaue Arbeit am Computer. Wir basteln mittels Google Earth "Köderpanoramen", die uns helfen, die eigenen Fotos lagerichtig zusammenzusetzen. Ein 3D-Modell der ganzen Erde macht es möglich! Doch auch das Erzeugen eines Panoramas aus den eigenen Fotos ist nicht ohne Tücken, denn immerhin sollten benachbarte Bilder nicht an einer vorbei ziehenden Wolke verbunden werden oder an einer Person, die durch die Bilder wandert. Das Programm Hugin bietet hier viele Möglichkeiten zur Optimierung von Panoramen.

Letztlich versinkt die künstliche Sonne von Stellarium an der richtigen Stelle der eingebetteten Landschaft und wir begeben uns hinaus, um unter dem echten Himmel weiterzumachen.


Dr. Georg Zotti leitet den heurigen Herbstworkshop. (Mit Mausklick vergrößern)


Panoramen basteln beim heurigen Herbstworkshop. (Mit Mausklick vergrößern)

Wir erleben einen kurzen, intensiven und sehr schönen Herbstworkshop, der allen, die daran bis zum Ende teilgenommen haben, zwar viel abverlangt, aber auch viel gebracht hat. Besonderer Dank gilt Dr. Georg Zotti für die verständliche Vermittlung sehr komplexer Themen und die Geduld bei der Betreuung bei den praktischen Übungen am Computer. Dank auch an alle, die bei der Organisation des Workshops geholfen haben und natürlich an alle, die daran teilgenommen haben.

Text und Fotos: Alexander Pikhard.


Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at