Meteorstrom

Quadrantiden

Alexander Pikhard

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Daten und Fakten zu den Quadrantiden (QUA)

Sichtbarkeitsperiode beginnt um den28. Dezember
Maximum um den4. Jänner
Beobachtungszeitraum18:00 bis 06:00 Uhr MEZ
Sichtbarkeitsperiode endet um den12. Jänner
maximale stündliche Zenitalrate (ZHR)110
Populationsindex (r)2.1
mittlere Eintrittsgeschwindigkeit41 km/s
Erzeugendes ObjektKomet 2003 EH1 (Rest von Komet C/1490 Y1)
Radiant zur Zeit des Maximumsα 230°, δ 49°

Die Quadrantiden sind der erste Meteorstrom im Kalenderjahr und gleich einer der stärksten im ganzen Jahr, vergleichbar mit den Perseiden im August und den Geminiden im Dezember. Ihr Radiant befindet sich in den nördlichsten Ausläufern des Bootes (Bärenhüter), gar nicht weit von der Deichsel des Großen Wagen entfernt. Dieser Bereich war einst das eigenständige Sternbild "Mauerquadrant", daher der Name. Da dieses Sternbild nicht mehr existiert, wird der Strom auch Bootiden genannt, was aber zu Verwechslungen führen kann. Es gibt noch weitere, aber sehr schwache Meteorströme aus dem Bootes.

Der Radiant ist an sich zirkumpolar, erreicht aber erst in den Morgenstunden Höhen, die zu vernünftigen stündlichen Raten führen.

Wie kommt es zu einem Meteorstrom?

Das Weltall ist nicht "sauber", sondern reich an Staub, ganz besonders in einem Planetensystem. Eine der Quellen für den Staub sind Kometen, die aus Staub und Eis bestehen und bei jeder Annäherung an die Sonne einen Teil ihrer Materie verlieren. Dabei gelangen Staubteilchen in das Sonnensystem, die entlang der Bahn des Kometen die Sonne wie winzigste Planeten umkreisen.

Kreuzt die Erde die Bahn eines solchen Staubteilchen, dann dringt es mit hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre ein, wo es in ca. 100 km Höhe praktisch schlagartig verdampft. Hinter dem verdampften Teilchen bildet sich ein Kanal ionisierter Atmosphäre, der durch Rekombination leuchtet. Wir sprechen von einem Meteor oder einer Sternschnuppe.

Mehrmals im Jahr kreuzt die Erde die Bahn eines Kometen um die Sonne. Diese Bahnen enthalten besonders viel Staub, da Kometen bei jeder Annäherung an die Sonne viel Gas und Staub verlieren. Es kommt zu einem Meteorschauer oder Sternschnuppenschauer.

Dabei entsteht dabei der Eindruck, dass die Meteore alle aus einem bestimmten Sternbild kommen, das dem Strom auch seinen Namen gibt. Natürlich liegt das Sternbild viel, viel weiter von uns entfernt als der Staub in der Kometenbahn. Erst die Perspektive erzeugt den Eindruck der aus einem bestimmten Sternbild strömenden, "fallenden Sterne".


Wie es zum "Radianten" kommt

Der Radiant eines Meteorstroms ist genau genommen ein Wandelgestirn, das langsam im Lauf eines Jahres vor dem Hintergrund der Sterne wandert. Namensgebend für den Meteorstrom ist jenes Sternbild, aus dem die Meteore zur Zeit des Maximums zu kommen scheinen.

Wieviele Meteore sind jetzt wirklich zu erwarten?

In den Medien wird leider immer die stündliche Zenitalrate (Zenithal Hourly Rate, ZHR) als die tatsächlich zu erwartende Anzahl an Meteoren (Sternschnuppen) pro Stunde angegeben. Das ist aber ein gravierender Fehler, denn wie viele Meteore wirklich zu sehen sind, hängt von drei Faktoren ab:

  • Der Höhe des Radianten des Meteorstroms über dem Horizont (H). Die ZHR heisst ja deshalb so, weil sie die Anzahl der Meteore unter der Annahme, dass sich der Radiant im Zenit befindet, angibt. Das ist aber so gut wie niemals der Fall und beeinflusst die Beobachtung erheblich. Steht der Radiant unter dem Horizont, sind praktisch keine Meteore dieses Stroms zu erwarten.

  • Der visuellen Grenzhelligkeit, also der scheinbaren visuellen Helligkeit der schwächsten mit freiem Auge sichtbaren Sterne (mgr). Die ZHR geht hier von einem Wert von 6,5 aus. Dieser wird nur in mondlosen Nächten ohne jegliches Streulicht erreicht, also im Hochgebirge oder in Wüsten abseits menschlicher Siedlungen mit nächtlicher Beleuchtung.

  • Dem Populationsindex (r) des Meteorstroms. Dieser Wert beschreibt die Helligkeitsverteilung der Meteore eines Stroms. Der Wert besagt genau, wieviel Meteore mehr zu sehen sind, wenn die Grenzhelligkeit um eine Größenklasse besser wird.


Formel zur Bestimmung der ZHR aus der stündlichen Anzahl an Meteoren N
bzw. zur Bestimmung stündlichen Anzahl an Meteoren N aus der ZHR.
r ist der Populationsindex des Stroms und H die Höhe des Radianten
über dem Horizont in Grad.

Die ZHR ist variabel und es wird der Wert zum Maximum angegeben. Manche Meteorströme haben ein kurzes, spitzes Maximum und die ZHR liegt nur wenige Stunden vor und nach dem Maximum schon erheblich niedriger. Das ist natürlich auch zu berücksichtigen. Andere Ströme haben ein breites Maximum und die angegebene ZHR gilt praktisch für eine ganze Nacht.

Der Populationsindex eines Meteorstroms ist konstant und wurde über viele Jahre hinweg aus Beobachtungen ermittelt. Die Höhe des Radianten über dem Horizont hängt vom Beobachtungsort, dem Datum und der Uhrzeit ab und lässt sich ganz exakt berechnen. Die Lage des Radianten am Himmel wurde ebenfalls durch Beobachtungen über viele Jahre hinweg ermittelt.

Die visuelle Grenzhelligkeit hängt von vielen Faktoren ab wie Mondphase, Luftfeuchtigkeit, Wetterlage und natürlich Streulicht. Sie ist allgemein nicht vorhersagbar, aber Sie können sie leicht ermitteln:

Suchen Sie mit Hilfe der hellsten Sterne des Großen Bären (als Asterismus "Großer Wagen" genannt) und mit seiner Hilfe den Polarstern und den Kleinen Bären.


Auffinden des kleinen Bären mit Hilfe des Großen Wagens

Finden Sie anhand der folgenden Karten heraus, bis zu welcher scheinbaren Helligkeit Sie die Sterne noch sehen können (nach einer Idee des Vereins Kuffner-Sternwarte und der International Dark Sky Association IDA):


Bestimmung der Grenzhelligkeit mit Hilfe des Kleinen Bären

Welche Werte sind typisch?

  • Ein Wert von 3 ist typisch für eine große Stadt, aber auch dunstigen Himmel bei hellem Mondlicht.

  • Ein Wert von 4 ist typisch für das nähere Umland einer großen Stadt ohne Mondlicht oder auch für weiter entlegene Plätze bei hellem Mondlicht.

  • Ein Wert von 5 ist typisch für das weitere Umland einer großen Stadt bei mondlosem Himmel oder für sehr gute Plätze auch bei Mondlicht.

  • Ein Wert von 6 ist typisch für sehr dunkle Lagen ohne nennenswertes Streulicht, aber auch Lagen im entfernteren Umland großer Städte, wenn der Blick von der Richtung zur Stadt abgewandt ist.

Unter diesen Umständen ergeben sich für Österreich die folgenden zu erwartenden tatsächlichen stündlichen Meteorraten unter Annahme einer ZHR von 110. N(x) ist die zu erwartende stündliche Rate zur angegebenen Stunde bei einer Grenzhelligkeit von x.

  
UhrzeitHöhe RadiantN(3)N(3.5)N(4)N(4.5)N(5)N(5.5)N(6)N(6.5)
18:00 Uhr MEZ11.7°22357111522
19:00 Uhr MEZ8.7°1234581117
20:00 Uhr MEZ7.3°1223571014
21:00 Uhr MEZ7.6°1223571015
22:00 Uhr MEZ9.7°1234691319
23:00 Uhr MEZ13.4°23468121825
00:00 Uhr MEZ18.1°345811162434
01:00 Uhr MEZ24.3°3571015223145
02:00 Uhr MEZ31.5°4691319274057
03:00 Uhr MEZ39.6°58111623334870
04:00 Uhr MEZ48.3°69131927395782
05:00 Uhr MEZ57.5°710152130446493
06:00 Uhr MEZ67.0°8111623334870101

Zu erwartende stündliche Meteorrate in Österreich für die Quadrantiden unter Annahme einer ZHR von 110.

Die Tabelle macht deutlich, wie sehr die tatsächlichen stündlichen Raten von der ZHR abweichen. Lassen Sie sich also von der Ankündigung eines "Sternschnuppenregens" nicht in die Irre leiten! Die Tabelle macht aber auch sehr deutlich, wie wichtig es ist, zur richtigen Zeit zu beobachten.

Meteorbeobachtung

Zur Beobachtung von Meteorschauern braucht man keine optischen Hilfsmittel; am besten geht es mit dem freien Auge. Am bequemsten ist die Beobachtung im Liegen. Wer wissenschaftlich interessante Daten liefern möchte, stellt eine Statistik auf: Anzahl und Helligkeit der Meteore in einer bestimmten Himmelsregion (da man nicht den ganzen Himmel auf einmal überblicken kann) pro Zeiteinheit.

Meteore sind meist nicht sehr hell; eine sehr gute Statistik hat Thomas Weiland im Jahr 2010 für die Perseiden ermittelt:


Helligkeitsverteilung der Perseiden im Jahr 2010

Demnach sind die meisten Meteore der Perseiden so schwach wie die schwächeren mit freiem Auge sichtbaren Sterne. Sehr helle Meteore oder gar Boliden sind die Seltenheit.

Aber auch "einfach nur Schauen" kann sehr schön sein. Das mit dem Wünschen ist eine andere Sache; wissenschaftlich betrachtet funktioniert da gar nichts. Aber da man den Wunsch ja nicht verraten darf, kann auch niemand überprüfen, ob's geklappt hat oder nicht ... und so lange man es nicht zu ernst nimmt, ist es ein netter Spaß, und Spaß hat bekanntlich noch niemandem geschadet.

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Ein Beobachtungstipp der WAA
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