Die Mondrückseite ist nicht dunkel

und ein paar weitere Fakten dazu

Alexander Pikhard

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Wieso überhaupt Mondrückseite?

Wie die meisten Monde im Sonnensystem hat auch der Erdmond eine so genannte "gebundene Rotation". Er dreht sich in exakt der gleichen Zeit von 27,3217 Tagen einmal um seine Achse, in der er einmal die Erde umkreist. Für uns auf der Erde entsteht somit der Eindruck, dass uns der Mond stets die gleiche Seite zukehrt. Wir nennen diese Seite daher die Vorderseite und die stets von der Erde abgewandte Seite die Rückseite des Mondes.


Die gebundene Rotation des Mondes. Symbolhafte, nicht maßstabgetreue Darstellung des Systems
Erde-Mond betrachtet von einem Punkt nördlich der Bahn des Mondes um die Erde.

Was wir über die Mondrückseite wissen

Bis 1963 war die Mondrückseite wirklich komplett unbekannt. Erst dann gelang der sowjetischen Raumsonde Luna 3 das erste Foto der erdabgewandten Seite des Mondes, als die Sonde den Mond umkreiste. Das Foto zeigte nicht allzu viele Details, aber schon wurde klar, dass die Mondrückseite ganz anders aussieht als die Vorderseite: Die großen, dunklen Lavaebenen, die das "Mondgesicht" der Vorderseite bilden, fehlen auf der Rückseite fast komplett. Lediglich ein kleines, dunkles Gebiet war auffällig und wurde Mare Moscoviense - Moskauer Meer - genannt.

Durch die Apollo-Missionen und zahlreiche unbemannte Sonden, die ebenfalls des Mond umkreisten, ist die Mondrückseite heute fast genauso gut bekannt wie die Vorderseite.


Bildmosaike von Vorder- und Rückseite des Mondes aus Aufnahmen der NASA-Mission Clementine.

Die Mondrückseite ist nicht dunkel!

Ein häufiger Irrtum ist die Annahme, dass die Mondrückseite stets im Dunkeln liegt. Dabei gilt für jeden Punkt auf dem Mond der gleiche, langsame Rhythmus von Tag und Nacht von rund 29,5 Tagen. Er kommt durch den Umlauf des Mondes um die Erde (rund 27,3 Tage) und den Umstand zustande, dass in diesen 27,3 Tagen die Erde auch ein Stück ihres Weges um die Sonne zurück legt.

Die Sonne beleuchtet stets eine Hälfte des Mondes:


Die Sonne beleuchtet stets eine Hälfte des Mondes. Nicht maßstabsgetreue Symbolgrafik.

Wir, die wir von der Erde stets die Vorderzeite des Mondes sehen, kennen den Wechsel von Tag und Nacht auf dem Mond als Mondphasen. Je nachdem, aus welchem Winkel der Mond von der Sonne beleuchtet wird, erscheint er als Neumond, zunehmende Sichel, zunehmender Halbmond, Vollmond usw.

Mondphasen erscheinen aber aus jedem Winkel, unter dem der Mond betrachtet wird. Würden wir uns genau auf der der Erde entgegengesetzten Seite des Mondes im Weltraum befinden, würden wir den Phasenwechsel auf der Rückseite des Mondes verfolgen können.


Mondphasen, wie wir sie von der Erde aus sehen, und wie wir sie sehen würden, wenn wir uns
von der Erde aus genau hinter dem Mond befänden. Nicht maßstabsgetreue Symbolgrafik.

Wir sehen mehr als die Hälfte des Mondes

Wir sehen von der Erde nicht genau die Hälfte, sondern insgesamt rund 59% der Mondoberfläche, allerdings nie zur gleichen Zeit. Die Ursache dafür ist ein langsames "Schwanken" des Mondes genannt Libration, das im Wesentlichen zwei Ursachen hat.

Libration in Breite: Die Mondbahn ist zur Erdbahn um 5,2° Geneigt. Gleichzeitig ist die Achse des Mondes zur Senkrechten auf seine Bahn um 6,7° geneigt. So ergibt es sich im Lauf eines Monats, dass uns einmal der Nordpol des Mondes zugewandt ist und etwa zwei Wochen später der Südpol. Somit sind schon durch diesen Effekt mehr als 50% der Mondoberfläche zu sehen.


Libration in Breite. Nicht maßstabsgetreue Symbolgrafik.

Libration in Länge: Die Bahn des Mondes um die Erde ist nicht kreisförmig sondern elliptisch. Die Entfernung des Mondes schwankt zwischen ca. 363.000km und ca. 406.000km, so dass auch die Größe des Mondes am Himmel um ca. 14% schwankt, was in etwa dem Größenverhältnis einer 1€-Münze in Erdferne zu einer 2€-Münze in Erdnähe entspricht.

Nach dem zweiten Keplerschen Gesetzt bewegt sich der Mond um die Erde auf dieser elliptischen Bahn nicht gleichförmig schnell, sondern schneller in Erdnähe und langsamer in Erdferne. Allerdings dreht sich der Mond stets mit konstanter Geschwindigkeit um seine Achse. Dies hat zur Folge, dass der Mond im Lauf eines Monats auch seitlich hin und her schwankt.


Libration in Länge. Nicht maßstabsgetreue Symbolgrafik.

Beide Effekte, die Libration in Breite und jene in Länge, haben zur Folge, dass wir von der Erde im Lauf eines Monats rund 59% der Mondoberfläche zu Gesicht bekommen, die Randlagen natürlich nur sehr undeutlich.

In diesem Artikel wurde der Begriff "Monat" sehr salopp verwendet. Genau genommen müssten wir hier folgende Definitionen verwenden:

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