Gegenseitige Jupitermondereignisse


Alexander Pikhard
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Die Beobachtung der Jupitermonde erfordert ein Teleskop oder Fernglas, um die vier größten Monde – Io, Europa, Ganymed und Callisto – zu erkennen, die bereits mit einem Fernglas als Lichtpunkte sichtbar sind. Je nach Vergrößerung des Teleskops werden die Monde als Scheibchen erkennbar, und ihre Bewegungen können beobachtet werden. Um ihre genaue Position oder spezielle Ereignisse wie Schattenwürfe (Transits) vorherzusagen, sind spezielle Softwareprogramme oder Webseiten wie diese hilfreich.

Gegenseitige Jupitermond-Ereignisse sind Beobachtungen von Bedeckungen, Verfinsterungen und Schattenvorübergängen zwischen den Jupitermonden. Diese Ereignisse können nur auftreten, wenn die Erde von der Kante des Jupiter-Systems aus beobachtet wird, was alle paar Jahre geschieht. Sie können mit Amateurfernrohren beobachtet werden und zeigen, wie sich die Monde gegenseitig verdecken oder ihre Schatten auf andere Monde fallen.


 
Jupiterbahn und Jupitermonde  top

Die Jupiterbahn ist die annähernd kreisförmige Umlaufbahn des Planeten Jupiter um die Sonne, auf der er etwa 12 Jahre für eine vollständige Umrundung benötigt. Sie ist mit nur 1,3° leicht gegen die Ekliptik geneigt und hat eine geringe Bahnexzentrizität, die einen Unterschied von ca. 0,51 AE (Astronomischen Einheiten) zwischen dem sonnennächsten Punkt (Perihel, 4,95 AE) und dem sonnenfernsten Punkt (Aphel, 5,46 AE) verursacht.


Die Bahnen von Merkur, Venus, Erde, Jupiter und Saturn.

Die Bahnen der vier Galileischen Monde um Jupiter sind fast kreisförmig und liegen in einer Ebene, die nur leicht zur Äquatorebene des Jupiter geneigt ist. Sie sind an die Umlaufzeiten gekoppelt, sodass sich die Umläufe von Io, Europa und Ganymed wie 1:2:4 verhalten und auch Callisto in diese Dynamik einbezogen ist. Die Monde umkreisen den Jupiter in zunehmender Entfernung: Io, dann Europa, dann Ganymed und schließlich Callisto.


Die Bahnen der Galileischen Jupitermonde


 
Die Lage der Jupitermondbahnen  top

Die Bahnen der galileischen Monde liegen in der Äquatorebene des Jupiter, die nur um etwa drei Grad zur Bahnebene geneigt ist. Die Äquatorebene des Jupiter behält ihre Lage während eines Jupiterumlaufs um die Sonne bei (die Präzessionsbewegung der Jupiterachse hat eine Periode von 22.319 Jahren). Der Anblick der Bahnen der galileischen Monde erscheint von der Erde aus gesehen fast von der Seite. Deshalb sieht man sie in der Regel nebeneinander in einer Linie oder leicht versetzt sieht.


Anblick der Bahnen der Galileischen Jupitermonde von der Erde

Zweimal während eines rund 12-jährigen Umlaufs von Jupiter um die Sonne sehen wir das System der Galileischen Monde von der Kante. In dieser Phase kann es zu gegenseitigen Bedeckungen und Verfinsterungen von Jupitermonden kommen.


 
Jupitermondereignisse  top

Wegen der geringen Neigung der Bahnen der Galileischen Jupitermonde zur Jupiterbahn kommt es so gut wie immer zu Bedeckungen, Verfinsterungen und Transits der Monde mit dem Planeten Jupiter selbst. Wir nennen sie gesamtheitlich "Jupitermondereignisse".

Die Ereignisse sind:

  • Bedeckung: Ein Mond wird durch den Planeten Jupiter bedeckt.

  • Verfinsterung: Ein Mond verschwindet im Schatten des Planeten Jupiter (Mondfinsternis).

  • Durchgang: Ein Mond zieht vor dem Planeten Jupiter vorbei (schwierig).

  • Schattenvorübergang: Der Schatten eines Mondes zieht über den Planeten Jupiter (Sonnenfinsternis).


Jupitermondereignisse mit ihrer deutschen Bezeichnung am Beispiel des Astronomischen Almanach für Österreich.


Jupitermondereignisse mit ihrer englischen Bezeichnung am Beispiel des Programms "Occult 4".

Da wir vier Galileische Jupitermonde beobachten, kann es auch zu mehrfachen Ereignissen kommen. Bis zu drei Monde gleichzeitig können bedeckt oder verfinstert sein oder selbst oder ihr Schatten über den Planeten ziehen.

Bedeckung und Verfinsterung


Bedeckung und Verfinsterung von Jupitermonden

Bedeckung (Occultation): Ein Mond wird von Jupiter selbst verdeckt und verschwindet dadurch kurzzeitig hinter dem Planeten. Das Verschwinden und wieder Auftauchen dauert einige Minuten. Verfinsterung (Eclipse): Ein Mond verschwindet im Schatten des Planeten Jupiter, es handelt sich also um eine Mondfinsternis. Dabei wird der Mond komplett unbeobachtbar, da der Jupiterschatten erheblich dunkler ist als der Erdschatten bei einer irdischen Mondfinsternis.

Aufgrund der Entfernung der Erde von der Sonne liegt der Schatten des Planeten Jupiter nicht immer genau "hinter" dem Planeten. Daher können wir zu gewissen Zeiten das Verschwinden und - bei den äußeren Monden Ganymed und Callisto - sogar auch das Wiedererscheinen beobachten. Meistens beobachten wir aber Bedeckung und Verfinsterung eines Mondes "verschränkt": Ein Mond verschwindet hinter Jupiter und wird erst nach dem Ende der Verfinsterung wieder sichtbar, während das Ende der Bedeckung während der Verfinsterung stattfindet und daher unbeobachtbar ist. Oder umgekehrt: Der Mond verschwindet im Schatten des Jupiter und wird erst wieder nach dem Ende der Bedeckung durch den Planeten sichtbar.

Durchgang und Schattenvorübergang


Durchgang und Schattenvorübergang von Jupitermonden

Durchgang (Transit): Ein Jupitermond zieht vor dem Planeten Jupiter vorbei. Dieses Ereignis ist schwierig zu beobachten, da Albedo von Mond und dahinterliegender Region der Jupiteratmosphäre ähnlich sein können. Europa erscheint meist heller (weißer) als der dahinterliegende Planet, Ganymed und Callisto im Regelfall dunkler. Schattenvorübergang (shadow Transit): Der Schatten eines der Galileischen Monde fällt auf den Planeten Jupiter, es handelt sich um eine totale Sonnenfinsternis. Die Kernschatten der Galileischen Monde auf Jupiter sind erheblich größer als jener des Erdmonds auf der Erde, so dass die sehr dunklen Schatten auf Jupiter durchaus gut zu beobachten sind.

Durchgang und Schattenvorübergang fallen nur bei der Jupiteropposition genau zusammen. Ansonsten treten sie meist versetzt auf, oft "verschränkt". Bei Ganymed und Callisto können Durchgang und Schattenvorübergang auch zeitlich länger auseinander liegen.
 
Gegenseitige Jupitermondereignisse  top

Gegenseitige Jupitermond-Ereignisse sind Beobachtungen von gegenseitigen Bedeckungen und Verfinsterungen der Monde Jupiters, die nur stattfinden, wenn die Erde von der Kante des Jupitersystems aus gesehen wird. Diese Ereignisse können die Beobachtung der Monde erleichtern, sind aber auch eine Herausforderung, besonders bei geringen Helligkeitsunterschieden zwischen den Monden.


Gegenseitige Jupitermondereignisse

Voraussetzung für eine gegenseitige Bedeckung zweier Jupitermonde ist, dass Erde und die beiden Monde nahezu in einer Ebene liegen.


Voraussetzung für eine gegenseitige Bedeckung zweier Jupitermonde

Voraussetzung für eine gegenseitige Verfinsterung zweier Jupitermonde ist, dass Sonne und die beiden Monde nahezu in einer Ebene liegen.


Voraussetzung für eine gegenseitige Verfinsterung zweier Jupitermonde

Bei gegenseitigen Jupitermondereignissen beobachten wir im Regelfall einen Helligkeitsabfall:

  • Bei einer gegenseitigen Bedeckung beobachten wir den Abfall der scheinbaren Helligkeit der beiden nahe beisammen stehenden, wie ein Objekt erscheinenden Monde.

  • Bei einer gegenseitigen Verfinsterung handelt es sich um einen speziellen Fall einer Mondfinsternis. Wir beobachten den Abfall der scheinbaren Helligkeit des verfinsterten Mondes. Dieser kann mehr oder weniger stark sein, je nachdem, ob es sich um eine totale, ringförmige (!), partielle oder Halbschatten-Mondfinsternis handelt.

Die Dauer eines gegenseitigen Jupitermondereignisses kann stark variieren, von extrem kurz bei streifenden Ereignissen bis zu stundenlang bei Ereignissen nahe einem der Stationärpunkte eines Mondes. Es kommt auch darauf an, ob die scheinbare Bewegung der beiden Monde gleich- oder gegenläufig erfolgt.


Gegenseitige Verfinsterung, gleichläufige Bewegung

Gegenseitige Verfinsterung, gegenläufige Bewegung

Nur bei extrem guten Sichtbedingungen und in großen Teleskopen können wir die Galileischen Monde so gut auflösen, dass sie sich als Scheibchen zeigen. In diesem Fall können gegenseitige Jupitermondereignisse aber durchaus spektakulär aussehen. Ein Gefühl, wie die Galileischen Monde im Detail aussehen, vermittelt folgende Tabelle:


Scheinbare Daten der Galileischen Monde in einer typischen Jupiteropposition


Spizenfoto von Jupiter und Monden, das die Monde als Scheibchen mit Details zeigt

Das Messen der Helligkeit erfolgt am besten durch Schätzen der aktuellen Helligkeit im Vergleich zu den restlichen, nicht beteiligten Galileischen Monden.

Arten von gegenseitigen Bedeckungen


Arten von gegenseitigen Bedeckungen der Galileischen Jupitermonde

Arten von gegenseitigen Verfinsterungen


Arten von gegenseitigen Verfinsterungen der Galileischen Jupitermonde


 
Die gegenseitigen Erscheinungen 2026/27  top

Die folgende Tabelle listet alle gegeseitigen Jupitermondereignisse der Saison 2026/27 auf, die von Wien aus sichtbar sind. Sie wurde erstellt mit dem Programm Occult 4. Freier Download unter lunar-occultations.com/iota/occult4.htm.


Gegeseitigen Jupitermondereignisse der Saison 2026/27. Tabelle erstellt mit Occult 4.

In der Tabelle bedeuten:

Year M DDatum der Mitte des Ereignisses
h m sUhrzeit der Mitte des Ereignisses in UTC
Event TypeArt des Ereignisses
eclVerfinsterung
occBedeckung
(I)Io
(II)Europa
(III)Ganymed
(IV)Callisto
PhaseErscheinung des Ereignisses
Ttotal
Aringförmig
Ppartiell
EHalbschatten
Dur [s]Dauer des Ereignisses in Sekunden
dMagHelligkeitsabfall in Größenklassen
%IllProzentgrad der Verfinsterung
Sep["]Abstand des Ereignisses von Jupiters Scheibenmitte in Bogensekunden
PA[°]Positionswinkel des Ereignisses von Jupiters Scheibenmitte (NOSW)
MinD["]Minimale Distanz der beteiligten Monde in Bogensekunden
Alt[°]Höhe über dem Horizont zur Mitte des Ereignisses
(Text)Helligkeitsabfall um mehr als 2 Größenklassen
(Text)Helligkeitsabfall um 1 - 2 Größenklassen
(Text)Helligkeitsabfall um 0,5 - 1 Größenklassen
(Text)Helligkeitsabfall um weniger als 0,3 Größenklassen
(Text)Dauer länger als 1.200 Sekunden


 
Kurioses  top

Bei gegenseitigen Jupitermondereignissen können kuriose Fälle auftreten. Es handelt sich dabei meist um den Zusammenfall zweier Phänomene. Daher sind die hier beschriebenen Ereignisse auch ziemlich selten.


Gegenseitige Jupitermondereignisse nahe eines Stationärpunkts


Gegenseitige Bedeckung während zweier Transits vor Jupiter


Gegenseitige Verfinsterung während eines Transits vor Jupiter


Gegenseitige Verfinsterung während zweier Transits vor Jupiter

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Ein Beobachtungstipp der WAA
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