Gegenseitige JupitermondereignisseAlexander Pikhard |
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Die Jupiterbahn ist die annähernd kreisförmige Umlaufbahn des Planeten Jupiter um die Sonne, auf der er etwa 12 Jahre für eine vollständige Umrundung benötigt. Sie ist mit nur 1,3° leicht gegen die Ekliptik geneigt und hat eine geringe Bahnexzentrizität, die einen Unterschied von ca. 0,51 AE (Astronomischen Einheiten) zwischen dem sonnennächsten Punkt (Perihel, 4,95 AE) und dem sonnenfernsten Punkt (Aphel, 5,46 AE) verursacht.
Die Bahnen der vier Galileischen Monde um Jupiter sind fast kreisförmig und liegen in einer Ebene, die nur leicht zur Äquatorebene des Jupiter geneigt ist. Sie sind an die Umlaufzeiten gekoppelt, sodass sich die Umläufe von Io, Europa und Ganymed wie 1:2:4 verhalten und auch Callisto in diese Dynamik einbezogen ist. Die Monde umkreisen den Jupiter in zunehmender Entfernung: Io, dann Europa, dann Ganymed und schließlich Callisto.
Die Bahnen der galileischen Monde liegen in der Äquatorebene des Jupiter, die nur um etwa drei Grad zur Bahnebene geneigt ist. Die Äquatorebene des Jupiter behält ihre Lage während eines Jupiterumlaufs um die Sonne bei (die Präzessionsbewegung der Jupiterachse hat eine Periode von 22.319 Jahren). Der Anblick der Bahnen der galileischen Monde erscheint von der Erde aus gesehen fast von der Seite. Deshalb sieht man sie in der Regel nebeneinander in einer Linie oder leicht versetzt sieht.
Zweimal während eines rund 12-jährigen Umlaufs von Jupiter um die Sonne sehen wir das System der Galileischen Monde von der Kante. In dieser Phase kann es zu gegenseitigen Bedeckungen und Verfinsterungen von Jupitermonden kommen.
Wegen der geringen Neigung der Bahnen der Galileischen Jupitermonde zur Jupiterbahn kommt es so gut wie immer zu Bedeckungen, Verfinsterungen und Transits der Monde mit dem Planeten Jupiter selbst. Wir nennen sie gesamtheitlich "Jupitermondereignisse". Die Ereignisse sind:
Da wir vier Galileische Jupitermonde beobachten, kann es auch zu mehrfachen Ereignissen kommen. Bis zu drei Monde gleichzeitig können bedeckt oder verfinstert sein oder selbst oder ihr Schatten über den Planeten ziehen. Bedeckung und Verfinsterung
Bedeckung (Occultation): Ein Mond wird von Jupiter selbst verdeckt und verschwindet dadurch kurzzeitig hinter dem Planeten. Das Verschwinden und wieder Auftauchen dauert einige Minuten. Verfinsterung (Eclipse): Ein Mond verschwindet im Schatten des Planeten Jupiter, es handelt sich also um eine Mondfinsternis. Dabei wird der Mond komplett unbeobachtbar, da der Jupiterschatten erheblich dunkler ist als der Erdschatten bei einer irdischen Mondfinsternis. Aufgrund der Entfernung der Erde von der Sonne liegt der Schatten des Planeten Jupiter nicht immer genau "hinter" dem Planeten. Daher können wir zu gewissen Zeiten das Verschwinden und - bei den äußeren Monden Ganymed und Callisto - sogar auch das Wiedererscheinen beobachten. Meistens beobachten wir aber Bedeckung und Verfinsterung eines Mondes "verschränkt": Ein Mond verschwindet hinter Jupiter und wird erst nach dem Ende der Verfinsterung wieder sichtbar, während das Ende der Bedeckung während der Verfinsterung stattfindet und daher unbeobachtbar ist. Oder umgekehrt: Der Mond verschwindet im Schatten des Jupiter und wird erst wieder nach dem Ende der Bedeckung durch den Planeten sichtbar. Durchgang und Schattenvorübergang
Durchgang (Transit): Ein Jupitermond zieht vor dem Planeten Jupiter vorbei. Dieses Ereignis ist schwierig zu beobachten, da Albedo von Mond und dahinterliegender Region der Jupiteratmosphäre ähnlich sein können. Europa erscheint meist heller (weißer) als der dahinterliegende Planet, Ganymed und Callisto im Regelfall dunkler. Schattenvorübergang (shadow Transit): Der Schatten eines der Galileischen Monde fällt auf den Planeten Jupiter, es handelt sich um eine totale Sonnenfinsternis. Die Kernschatten der Galileischen Monde auf Jupiter sind erheblich größer als jener des Erdmonds auf der Erde, so dass die sehr dunklen Schatten auf Jupiter durchaus gut zu beobachten sind. Durchgang und Schattenvorübergang fallen nur bei der Jupiteropposition
genau zusammen. Ansonsten treten sie meist versetzt auf, oft "verschränkt".
Bei Ganymed und Callisto können Durchgang und Schattenvorübergang auch
zeitlich länger auseinander liegen.
Gegenseitige Jupitermond-Ereignisse sind Beobachtungen von gegenseitigen Bedeckungen und Verfinsterungen der Monde Jupiters, die nur stattfinden, wenn die Erde von der Kante des Jupitersystems aus gesehen wird. Diese Ereignisse können die Beobachtung der Monde erleichtern, sind aber auch eine Herausforderung, besonders bei geringen Helligkeitsunterschieden zwischen den Monden.
Voraussetzung für eine gegenseitige Bedeckung zweier Jupitermonde ist, dass Erde und die beiden Monde nahezu in einer Ebene liegen.
Voraussetzung für eine gegenseitige Verfinsterung zweier Jupitermonde ist, dass Sonne und die beiden Monde nahezu in einer Ebene liegen.
Bei gegenseitigen Jupitermondereignissen beobachten wir im Regelfall einen Helligkeitsabfall:
Die Dauer eines gegenseitigen Jupitermondereignisses kann stark variieren, von extrem kurz bei streifenden Ereignissen bis zu stundenlang bei Ereignissen nahe einem der Stationärpunkte eines Mondes. Es kommt auch darauf an, ob die scheinbare Bewegung der beiden Monde gleich- oder gegenläufig erfolgt.
Nur bei extrem guten Sichtbedingungen und in großen Teleskopen können wir die Galileischen Monde so gut auflösen, dass sie sich als Scheibchen zeigen. In diesem Fall können gegenseitige Jupitermondereignisse aber durchaus spektakulär aussehen. Ein Gefühl, wie die Galileischen Monde im Detail aussehen, vermittelt folgende Tabelle:
Das Messen der Helligkeit erfolgt am besten durch Schätzen der aktuellen Helligkeit im Vergleich zu den restlichen, nicht beteiligten Galileischen Monden. Arten von gegenseitigen Bedeckungen
Arten von gegenseitigen Verfinsterungen
Die folgende Tabelle listet alle gegeseitigen Jupitermondereignisse der Saison 2026/27 auf, die von Wien aus sichtbar sind. Sie wurde erstellt mit dem Programm Occult 4. Freier Download unter lunar-occultations.com/iota/occult4.htm.
In der Tabelle bedeuten:
Bei gegenseitigen Jupitermondereignissen können kuriose Fälle auftreten. Es handelt sich dabei meist um den Zusammenfall zweier Phänomene. Daher sind die hier beschriebenen Ereignisse auch ziemlich selten.
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