Beobachtungsbericht

11. Juni 2001

Uhrzeit: 17.00 bis 18.00 und 20.00 bis 22.00 UT

Beobachtungsort: Etosha Nationalpark, Camp Namutoni

Position: 18° 48' 20,3" S, 16° 56' 29,4" E, 1.092m (WGS84)

Instrumente: 3" Bresser Newton, 10" Meade LX-200, 12,5" Potaball, diverse andere, diverse Feldstecher

Bedingungen: Durchsicht 1++, Aufhellung 3-4, Seeing 1, später Mondlicht

Obwohl der gut ausgebaute Campingplatz doch für reichlich Lichtverschmutzung sorgt, sind die Bedingungen hervorragend und der Sternenhimmel wieder einmal umwerfend. Zunächst beeindruckt uns ein Blick zum Nordhimmel, wo der Große Wagen in oberer (!) Kulmination tief über dem Horizont steht. Wir zeigen mit den Fingern auf einen Punkt am Boden, um verdutzte Touristen von ihrer verzweifelten Suche nach dem Polarstern zu erlösen.

Heute ist Vergleichen angesagt, und natürlich wollen wir uns tiefer in die Deep Sky-Objekte des Südhimmels vorwagen.

Doch zuerst versuche ich mich mit der stehenden Digitalkamera am Südhimmel.


Alpha und Beta Centauri und das Kreuz des Südens.
8 Sekunden mit der Olympus C-3000 belichtet


Mars und die südlichen Teile des Skorpions

Bevor Wolfgang seine ST-8 an sein LX-200 montiert, versuche ich mich in meiner bewährten Technik der Planetenfotografie mit der Digitalkamera am Okular.


Mars

Dann steht ein Streifzug mit Doris' 3" Newton auf dem Programm. Wir beginnen wieder mit Eta Carinae. Im 21mm Pentax bietet der komplexe Nebel einen Anblick, der von keinen der anderen Instrumente auch nur annähernd erreicht wird. Ohne Schwierigkeiten sieht man ein komplexes Nebelgebiet, das aus mindestens sechs hellen Teilen besteht, die durch Dunkelwolken getrennt werden. Von diesen Dunkelwolken ist das "Schlüsselloch" die auffälligste. Allerdings wartet Gerhards mit einer Überraschung auf: Der Stern Eta Carniae selbst läßt sich nicht fokussieren, alle anderen schon. Des Rätsels Lösung zeigt sich bei einer 87-fachen Vergrößerung: Man erkennt den bipolaren Nebel als sehr helle, orange gefärbte, rechteckige Struktur um den Stern!

Als nächstes Objekt folgt NGC 3532; der Haufen erscheint extrem kontrastreich mit feinen, scharf definierten Sternen. Groß und länglich mit einer auffälligen streifenförmigen sternarmen Region in der Mitte; einer der hellsten Haufen in dieser Region und schon leicht mit freiem Auge zu erkennen. Wir stellen fest, daß Doris' Teleskop über eine außerordentlich gute Optik verfügt.

IC 2602, sie südlichen Pleiaden, sind für diese Konfiguration schon fast zu große und verlieren sich als scheinbar zusammenhanglose Gruppe heller Sterne im Gesichtsfeld. Das ist doch eher ein Objekt für den Feldstecher.

Jetzt wollen wir doch einmal sehen, was dieses Instrumenht wirklich so draufhat. IC 2944 um Lambda Cen, ein diffuses Nebelgebiet, ist wirklich gut zu erkennen! Beeindruckend. NGC 4755, das Schatzkästchen im Kreuz des Südens, zeigt heute nicht nur seine hellsten Sterne, sondern auch einen diffusen Hintergrund, der auf viele schwache Steren schließen läßt. Und schließlich Centaurus A (NGC 5128). Sehr hell, kreisrund und diffus,. erkennt man bei indirektem Sehen auch das dunkle Staubband! NGC 6397 in Ara ist klein, sehr hell und am Rand gut aufgelöst.

Intermezzo: M8 im Portaball, ein sehr beeindruckendes Objekt mit vielen Details.

Es folgt ein direkter Vergleich von Kugelsternhaufen mit Gerhards Portaball: Zuerst stellen wir einen alten Bekannten ein: M13. Er steht zwar nicht sehr hoch, doch das macht nichts, der Himmel ist klar bis zum Horizont. Ein sehr schöner Anblick; viele schwache Sterne am Rand und bis zur Mitte hin mit schwachen Sternen aufgefüllt. Und jetzt gleich zu Omega Centauri. ... Stille ... Das gibt es einfach nicht! Mindestens - zehn! - Mal so groß wie M13, füllt er das ganze Gesichtsfeld. Bis etwa zur Hälfte des Feldes erstreckt sich die zentrale diffuse Hülle, vor der enorm viele schwache Sterne liegen. Diese Sterne scheinen ein komplexes Netzwerk zu bilden und bald wähnt man sich in einem SF-Film beim Anblick einer riesigen künstlichen Raumstation, doch klarerweise ist dieses Netz nur eine optische Täuschung, vergleichbar mit den Marskanälen. Der Rest des Gesichtsfelds ist mit den Halosternen des Haufens ausgefüllt. Ein gigantischer Anblick. Und dieses Objekt, für das "prachtvoll" bei weitem nicht ausreicht, bleibt und Nordmenschen für immer verborgen. Schade! Wir schwenken weiter zu M22 .Ich stelle versehentlich M28 ein und wähne, daß M13 da durchaus mithalten kann - welch fataler Irrtum. Als ich dann M22 wirklich habe, stellt sich heraus: Er ist das "Missing Link" zwischen M13 und Omega Centauri (47 Tuc schaffen wir leider nicht, er steht in unterer Kulmination). Sehr groß, rund dreimal so groß wie M13, und sehr hell, weite Ausläufer mit vielen schwachen Sternen und auch eine recht große diffuse Hülle, vor der sich ebenfalls viele schwache Halosterne zeigen. Beeindruckend ist, wie sich die Halosterne allmählich in der Milchstraße verlieren. Weiter im V ergleich: NGC 6397 in Ara, sehr hell, konzentriert, sehr helle Sterne, relativ locker und deutlich aufgelöst.

Jetzt Cen A im Portaball: Umwerfend! man erkennt nicht nur das Staubband ohne indirektem Sehen, man sieht auch deutlich, daß es geteilt ist!

Jetzt kommt doch wieder der Mond herauf und nachdem morgen um 5 Uhr (!) Tagwache ist, bauen wir ab.

Der folgende Morgenhimmel - wir stellen klarerweise keine Instrumente auf - wird von der Ekliptik dominiert. Mars im Westen, Venus im Osten wie ein Scheinwerfer, und der abnehmende Mond im Zenit. Tick, tick, tick, der Finsterniscountdown läuft ...

APi (ed.) u.v.a.

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