Algol-Minimum

Wien 21, 09. 01. 2005

20050109wvo19.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:09. 01. 2005
Zeit:19.00 bis 01.00 MEZ
Ort:Wien 21
Instrument:Freies Auge
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:ausreichend (3)
Freis. vis. Grenzgroesse:5.0

Bericht:

Am 20.Dez.2004 beobachtete ich zufällig Algol (Beta Persei) im Minimum (siehe Bericht mit Links zu Karten und Beschreibung). Allerdings konnte ich keine genaue Lichtkurve erstellen. Dieses Algolminimum konnte ich nun bei bestem Wetter beobachten -- freisichtige Grenzgrösse 5,0mag, relativ warm (+5°C) und wolkenloser Himmel. Ich wollte Vergleichsaufnahmen von Algol im Minimum und im Maximum machen. Dazu schraubte ich meine Digitalkamera Minolta Z-2 auf ein Fotostativ und belichtete 30 Sekunden bei Kleinbildbrennweite 38mm und IS 400.

Algol am 30.Dez.2004, 19h38 MEZ: im Maximum Algol am 9.Jan.2005, 22h57 MEZ: im Minimum

Die Vergleichsaufnahme vom 30.Dez. (Maximum) entstand in Mamling/OÖ bei deutlich dunklerem Himmel. Ich habe mich bei beiden Bildern bemüht den gleichen Himmelsausschnitt zu zeigen - ganz habe ich das nicht hingebracht (wie macht man das genauer?). Norden ist oben, Algol nahe der Bildmitte und etwas unterhalb. Ich finde der Helligkeitsunterschied ist deutlich sichtbar!

Natürlich machte ich auch Helligkeitsschätzungen mit freiem Auge. Ich benutzte wieder die Stufenschätzmethode nach Friedrich Wilhelm Argelander (siehe Beschreibung der BAV) und die Vergleichssterne Alpha (α), Epsilon (ε) und Ny (ν) Persei.

Hier ist die entstandene Lichtkurve: links ist die Helligkeit in Grössenklassen, unten die Uhrzeit MEZ aufgetragen:

Algolminimum 9.Jan.2005. Die 40 Helligkeitsschätzungen streuen nur wenig und geben die Lichtkurve anscheinend gut wieder.

Zur Auswertung der Lichtkurve nach dem genauen Minimumstermin benutzte ich wieder das Programm AVE von Rafael Barbera (siehe http://www.astrogea.org/soft/ave/aveint.htm). Als Termin für das Minimum ergab sich JD 2453380,4137 = 2005 Jan.9, 22h56m MEZ mit einer Ungenauigkeit von 2 Minuten. Der vorausberechnete Minimumstermin laut Himmelskalender 2005 war 22h39 MEZ. Daher erhalte ich ein B-R (Beobachtung minus Rechnung) von +17 Minuten. Das ist fast genau das gleiche Ergebnis wie bei meinen beiden Minimumsbeobachtungen 2004: siehe Berichte vom 31.Jan. und 14.März.

Für mich hatte dieses Algolminimum ein bisschen persönliche Bedeutung: fast genau 30 Jahre vorher, am 11.Jan.1975, beobachtete ich mein allererstes Algolminimum. Ich beobachtete erst ein paar Monate Veränderliche Sterne, angeregt durch den "Kalender für Sternfreunde" von Paul Ahnert. Was mir an Erfahrung fehlte, machte ich offenbar durch jüngere Augen und Begeisterung wett -- ich war ein erst 15-jähriger Schüler. Ich habe die Beobachtungen aus einem meiner ersten Beobachtungstagebücher herausgesucht und die Lichtkurve gezeichnet.

Hier ist die entstandene Lichtkurve: links ist die Helligkeit in Grössenklassen, unten die Uhrzeit MEZ aufgetragen:

Algolminimum 11.Jan.1975.

Auch diese Lichtkurve wertete ich mit dem Programm AVE aus: als Minimumstermin erhielt ich JD 2442424,3900 = 1975 Jan.11, 22h22m MEZ mit einer Ungenauigkeit von 2 Minuten. Aus dieser Beobachtung im Jahre 1975 und der 2005 ergibt sich eine Periode von Algol von 2,867318 Tagen. Das stimmt recht gut mit den aktuellen Literaturwerten überein. (Für Spezialisten: die Korrektur auf die Lichtlaufzeit Erde-Sonne kann dabei unberücksichtigt bleiben, da die Beobachtungen nahezu bei gleicher Stellung der Erde zu Sonne und Algol gemacht wurden -- fast gleiches Tagesdatum!)