Deep-Sky in der Leier

Wien 21, 06. 09. 2005

20050906wvo21.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:06. 09. 2005
Zeit:21.00 bis 22.00 MESZ
Ort:Wien 21
Instrument:Newton 105/445mm; Sucher 12x80
Bedingungen:
Freis. vis. Grenzgroesse:4.5
Bericht:

Eine interessante Frage ist: wann ist der Ringnebel in der Leier (M57) als solcher erkennbar? Zunächst probierte ich ihn im Sucher 12x80 (Refraktor 80/350mm mit 30mm Okular) einzustellen. Er war angedeutet flächig, aber es war nicht leicht zu sehen dass er kein Stern war. Im Newton 105/445mm war mit demselben Okular bei 15x der Nebel eindeutig flächig zu sehen und das Bild war schärfer und besser als im Sucher. Im Newton war bei 64x mit dem 7mm Okular die Ringform eindeutig erkennbar, der Zentralteil war dunkler und der Nebel ein "Rauchringerl". Eintrag für M57 in Hartmut Frommerts Seiten: http://www.seds.org/messier/m/m057.html.

Der Kugelsternhaufen M56 war viel schwerer im 105mm Newton: bei 19x nur ein schwacher kleiner Nebel, zentral verdichtet. Bei 64x war er viel deutlicher zu erkennen, ein zentral verdichteter Nebel ohne Sterne. Ein Stern 9mag geht voran, der Radius des Nebels ist etwa halb so gross wie die Entfernung Mitte-Stern. Das sind also etwa 3' sichtbarer Durchmesser für den Kugelsternhaufen. Eintrag für M56 in Hartmut Frommerts Seiten: http://www.seds.org/messier/m/m056.html.

Besonders schön war der Mehrfachstern Beta Lyrae (β Lyr), über den ich kürzlich einen Beobachtungsbericht geschrieben habe. Im 12x80 Sucher war der helle Begleiter B mit 7.Grösse gerade eben sichtbar und überraschend schwierig. Im 105mm Newton bei 15x war B viel besser zu sehen als im Sucher und ich war überrascht dass Beta Lyr A etwas gelblich sichtbar war -- das ist bei einem Spektraltyp von B8 und einem Farbindex B-V von 0,0mag nicht zu erwarten! Bei 64x waren auch die beiden 10mag hellen Begleiter E und F zu erkennen.

Der Doppelstern Zeta Lyrae (ζ Lyr) war im 105mm Newton bei 19x schon sehr hübsch getrennt zu sehen. Bei 64x gefiel er mir noch besser und zeigte etwas Farbkontrast: der Hauptstern war etwas gelblich, der Begleiter weiss zu sehen. Auch das ist etwas verwunderlich, da der Hauptstern (4,4mag) mit Spektraltyp A4 etwas weisser als der Begleiter (5,7mag) mit Spektraltyp F0 sein sollte!

Besonders hübsch ist der weite Doppelstern Delta Lyrae (δ Lyr): Delta2 Lyrae mit 4,3mag ist bei 19x ziemlich gelb-rötlich sichtbar -- kein Wunder beim Spektraltyp M4! Dagegen ist Delta1 Lyrae mit 5,6mag einfach weiss (Spektraltyp B2). Zwischen Delta1 und Delta2 Lyr sind bei 64x im Feld etwa 15 Sterne erkennbar: im Katalog ist dort der Sternhaufen Stephenson 1 verzeichnet. Besonders reich ist er nicht aber im kleinen Newton (einem "Richest Field Telescope" RFT) ist die Gegend recht hübsch anzusehen.