Komet 17P/Holmes

Wien 21, 10. 11. 2007

20071110wvo23.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:10. 11. 2007
Zeit:23:40 MEZ
Ort:Wien 21
Instrument:Newton 200/800mm
Bedingungen:
Grenzgröße:5.5
Bericht:

Derzeit ist der Komet nur in grösseren Wolkenlücken zu sehen, die glücklicherweise auch immer wieder vorkommen. So klarte es um Mitternacht 10./11.Nov. auf und von 23h40 bis 0h10 MEZ konnte ich ihn bewundern. Wie hat sich das Erscheinungsbild mit freiem Auge gegenüber Ende Oktober verändert! Vor zwei Wochen war der Komet ein hellerer überzähliger "Stern" im Perseus. Jetzt ist er ein ziemlich grosses rundes Nebelwölkchen mit deutlicher zentraler Verdichtung. Die Helligkeitsschätzung ist durch den deutlich wahrnehmbaren Durchmesser jetzt schon schwierig. Daher beobachte ich ohne Brille -- da sehen auch die Sterne wie Kometen aus! Heute schätzte ich die Gesamthelligkeit auf m1 = 2,9mag, noch ein klein wenig heller als δ Per. Die Helligkeitsschätzung wird in den kommenden Tagen noch schwieriger, da der Komet am 19.Nov. den hellen Stern α Per in nur 17' Distanz passiert.

Hier eine Übersicht meiner bisherigen Helligkeitsschätzungen der Kometen-Gesamthelligkeit m1:

Datum        UT      m1
2007-10-26  18:00   2,7
2007-10-28  19:25   2,8
2007-10-29  18:55   2,8
2007-10-31  21:30   2,7
2007-11-01  22:05   2,8
2007-11-04  19:40   2,7
2007-11-05  19:45   2,8
2007-11-07  04:15   2,9
2007-11-10  22:50   2,9

Alle entstanden mit freiem Auge, ab dem 4.Nov. ohne Brille (Komet+Vergleichssterne unscharf). Wenn ich meine Helligkeitsschätzungen auf die Standardentfernung 1 AE reduziere erhalte ich als reduzierte Helligkeit H10 des Kometen -2,2mag ± 0,1mag (H10 = m1 - 5 log d - 10 log r; d = Entfernung Erde-Komet in AE, r = Entfernung Sonne-Komet in AE). Die reduzierte Helligkeit des Kometen blieb in den Wochen seit dem Ausbruch am 24.Okt. bemerkenswert konstant, obwohl die Kometenkoma soviel grösser wurde!

Besonders schön war der Komet wieder im 200mm Newton bei 33-facher Vergrösserung zu sehen: die riesige Koma leuchtete etwas grünlich und ist jetzt schon deutlich asymmetrisch. Auf der sonnenzugewandten Seite (Nordosten) ist die Koma scharf gegen den Himmel begrenzt, auf der sonnenabgewandten Seite (Südwesten) ist sie diffus und "zerfasert" im Himmelshintergrund. Die vielen hellen Sterne des α Persei Sternhaufens Melotte 20 in der Nähe und der grosse Komet, durch dessen Koma Sterne deutlich durchscheinen, sind eine himmlische Sehenswürdigkeit!

Den Durchmesser der Koma quer zur Richtung Sonne schätzte ich heute durch Vergleich mit Sternabständen auf schon 22' -- der Komet wird immer grösser! Die Vergrösserung geht ziemlich gleichmässig linear mit 1,2 Bogenminuten pro Tag vor sich, wie meine Beobachtungen zeigen:

Datum        UT     Dm      Fernrohr
2007-10-26  18:00   4'      105N
2007-10-28  19:25   7       105N
2007-10-29  18:55   8       105N
2007-10-31  21:30   10,4    130R
2007-11-01  22:05   12,1    105N
2007-11-04  19:40   16      105N
2007-11-05  19:45   16,5    200N
2007-11-07  04:15   17,5    200N
2007-11-10  22:50   22      200N

17p_holmes_komadurchm_winkel_2007_11_10
Komet 17P/Holmes: Vergrösserung des scheinbaren Komadurchmessers in Bogenminuten 26.Okt.-10.Nov.2007

Aus dem scheinbaren Komadurchmesser lässt sich mit der Entfernung des Kometen auch die absolute Grösse berechnen:
17p_holmes_komadurchm_abs_2007_11_10
Komet 17P/Holmes: Vergrösserung des Komadurchmessers in Kilometer 26.Okt.-10.Nov.2007 Die Koma expandiert jetzt seit mehr als zwei Wochen mit 0,5 km/s!

Von den fotografisch feststellbaren Details wie einer schwachen äusseren Koma und dem Schweif konnte ich bei 33x und 53x nichts erkennen. Die schwache äussere Koma sah ich letztmals deutlich am 1.Nov. und angedeutet am 4.Nov.

Interessant war wieder der Blick bei höherer Vergrösserung in das Zentrum des Kometen: deutlich Richtung Sonne (NO) versetzt zeigte sich wieder ein sehr schwacher sternartiger Kern, der von einer hellen ca. 10" grossen Hülle umgeben ist. Eine etwas hellere Struktur mit "Schweif" war wieder von dort in die Gegenrichtung der Sonne sichtbar: der "kleine Komet" in der grossen Koma! Ich versuchte auch wieder eine Schätzung der Helligkeit des sternartig erscheinenden Kerns (m2). Das ist durch die Einbettung in die helle innere Koma schwierig und ungenau. Ausserdem schätze ich da nur den sogenannten "falschen Kern" (false nucleus), also die allerinnerste Koma -- der eigentliche Kometenkern ist mit wenigen Kilometern Durchmesser viel zu klein um ihn zu sehen.

Datum        UT     m2      Fernrohr 
2007-10-26  18:00   11      105N,110x
2007-10-28  19:25   9,5     105N,64x
2007-10-29  18:55   10,0    105N,64x
2007-10-31  21:30   11,5    130R,115x
2007-11-01  22:05   10,7    105N,64x
2007-11-04  19:40   10,8    105N,64x
2007-11-05  19:45   11,8    200N,115x
2007-11-10  22:50   12,2    200N,115x

Die Kernhelligkeit m2 streut sehr stark mit den Beobachtungsbedingungen (Fernrohr, Himmelsdurchsicht). Wenn ich sie wieder auf 1 AE Sonnen- und Erdabstand reduziere erhalte ich ein H10 von 6,0mag ± 0,9mag.

Berichte und Analysen zum letzten Helligkeitsausbruch des Kometen im Jahr 1892:    Barnard (1896)    Richter (1949)    Übersicht mit Verweisen   

Weitere Beobachtungsberichte:    2007 Okt.26,28,29    Okt.31 (Ausdehnung der Koma; Korrektur)    Okt.31 (erneute Bildbearbeitung mit besser sichtbaren kernnahen Strukturen der Koma: Nov.6 sowie Nov.7)    Nov.1    Nov.4    Nov.5