(Zwerg)novae und Nebel im Orion

Wien 21/Stammersdorf, 16. 02. 2004

20040216wvo20.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:16. 02. 2004
Zeit:20.45 bis 22.00 MEZ
Ort:Wien 21/Stammersdorf
Instrument:Refraktor 130/1040mm
Bedingungen:

Freis. vis. Grenzgroesse:5.0

Bericht:

Zwischen 20h45 und 22h00 gab es grössere Wolkenlücken, die einige Beobachtungen ermöglichten. Die freisichtige Grenzgrösse war etwa 5,0mag; Messier 35 in den Zwillingen war mit freiem Auge an der Wahrnehmungsgrenze, sehr schwach angedeutet -- nicht schlecht für den Stadtrand!

Zunächst beobachtete ich einige Veränderliche Sterne. Die Zwergnova U Geminorum (siehe Bericht vom 11.Feb.2004) ist immer noch im Minimum, ich konnte sie nicht erkennen; der schwächste sichtbare Stern im Fernrohr war 13,8mag hell. Im Perseus erschien 1901 eine Nova, die am 23.Feb.1901 0,2mag hell wurde: Nova Persei 1901 = GK Persei. Die Nova ist nun schon seit langer Zeit im Minimum zwischen 13,0 und 13,5mag. Sie zeigt aber gelegentliche kleinere Helligkeitsausbrüche bis 11mag, ähnlich einer Zwergnova. Am 9.März 2002 konnte ich einen dieser Ausbrüche beobachten: siehe Beobachtungsbericht http://www.waa.at/bericht/2002/03/20020309wvo19.html. Heute Abend war aber "alles ruhig": ich konnte GK Persei schwach sehen und schätzte die Helligkeit auf 13,3mag. Ein sehr interessanter Artikel über diese Nova ist hier zu lesen: http://www.aavso.org/vstar/vsots/1100.shtml.

Vor kurzem wurde über die Entdeckung eines neuen Nebels berichtet: er ist unter Sternguckern als McNeils Nebula bekannt geworden. Der Amateurastronom Jay McNeil entdeckte auf einer CCD-Aufnahme mit einem 76mm Refraktor (!) einen neuen schwachen Reflektionsnebel südwestlich von M 78 Ori (siehe Messier 78). Visuelle Beobachtungen sind bisher mit Fernrohren ab 35/40cm Öffnung bekannt geworden -- also kein Objekt für kleine Fernrohre. Auch McNeil schreibt dass er zwar mit einem 76mm Refraktor im Garten bei einer freisichtigen Grenzgrösse von 4,5mag beobachtet hat, aber inklusive Montierung und CCD-Kamera (der teuerste Teil) die Ausrüstung etwa 15.000 US-Dollar gekostet hat -- auch nicht gerade Billig-Astronomie mit kleinen Fernrohren!

Hier eine Zusammenstellung von Informationen zu diesem Nebel, wenn es jemand selbst versuchen möchte:

Mit Hilfe der Aufsuchkarte beobachtete ich diese Gegend. Messier 78 war schon bei 26x als recht heller Nebelfleck erkennbar. 115x zeigte den zentralen Doppelstern = ADS 4374 AC, Helligkeit V=10,2 und 10,6mag, Distanz 51", Positionswinkel 202 Grad. Der Doppelstern war von formlosem Nebel umhüllt, dessen Durchmesser etwa 3mal so gross wie die Distanz des Doppelsterns war. Der nördlichen Komponente des Doppelsterns folgt in etwa einer Doppelsterndistanz eine deutliche kleine diffuse Nebelverdichtung. Bei deutlich besseren Sichtverhältnissen (Grenzgrösse 6,5mag) habe ich M 78 schon im 10x50 Fernglas sehen können und im 130mm Refraktor waren viel mehr Einzelheiten im Nebel zu erkennen.
NGC 2067: unmittelbar westlich von M 78. Bei 115x war heute dort nichts vom Nebel zu sehen.
NGC 2071: 15' nordnordöstlich von M 78. Bei 115x war sehr schwach um den hellen Stern 10mag ein blasser Nebelschimmer zu erkennen, am besten bei indirektem Sehen.
NGC 2064: überraschenderweise konnte ich bei 115x einen sehr schwachen runden Nebelfleck am richtigen Ort immer wieder auftauchen sehen: eindeutig sichtbar!
McNeils Nebel: dort konnte ich beim besten Willen nichts erkennen, nicht einmal einen schwachen Stern.

Dieser Nebelkomplex liegt am Nordostrand der Orion Riesenmolekülwolke und es sind viele dunkle und helle Nebelflecke in dieser Gegend erkennbar. Die Aufsuchkarte (Negativ) hat Norden oben und McNeils Nebel ist markiert:
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http://www.psiaz.com/polakis/deepsky/mcneils_finder_chart.jpg.