Deep Sky Nacht

Ebenwaldhöhe, 14. 12. 2004

20041214api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:14. 12. 2004
Zeit:19.30 MEZ
Ort:Ebenwaldhöhe
Instrument:12" Meade LX-200
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:sehr gut (1)
Seeing:sehr gut (1)
Freis. vis. Grenzgroesse:6.5
Temperatur:-1 °C
Luftfeuchtigkeit:trocken
Wind:leicht aus SW
Bemerkungen:Anfangs noch etwas aufgehellter Himmel, in späterer Folge viel besser; vor allem nach 22 Uhr, als die Flutlichtbeleuchtung auf dem Hirschenkogel abgeschaltet wurde. Auch der Nebel über Wien wurde offenbar dichter.
Bericht:

Unglaublich, jetzt hält das Schönwetter - oberhalb der Nebeldecke - schon die achte Nacht in Folge an, und das um Neumond. Für mich ist es in dieser tollen Periode auch schon die sechste Nacht, doch in diesem Jahr, das uns so wenig Gelegenheit zu guten Beobachtungen geboten hat, muss man so eine Situation einfach ausnützen. So finde ich mich heute wieder auf der Ebenwaldhöhe ein.

Es sind viel mehr Beobachter und vor allem Fotografen anwesend, als am Vortag, wo doch das Geminiden-Maximum war. Möglich, dass gerade dieses die Fotografen verscheucht hat, denn die Chance, dass einer der hellen Meteore eine Aufnahme zerstört, war ja doch nicht zu klein. Heute drängen sich alle in der Südwestecke des Parkplatzes, denn anfangs ist der Wind noch etwas heftiger. Er legt sich im Lauf der Nacht, auch die Durchsicht wird besser, und spätestens um 22 Uhr ist die Nacht "Namibia-like". Wieder einmal. Die Geminiden sind nicht mehr sehr zahlreich. In den fünf Stunden, die ich hier verbringe, vielleicht einmal 20 Stück.

Roland und Andreas sind mit einigen Dobsons hier, vor allem der große 18" Dob ist unter diesem Himmel eine Wucht.


Nächtliche Ebenwald-Impressionen: Big Dob ...


... und mobile CCD-Station

Ich starte visuell. Mit 40mm Pentax und dem 12" LX-200 verkürzt auf f/6.3 verbringe ich viel Zeit beim Andromedanebel und bei M33. Die beiden Galaxien sind einfach zu schön. So gut wie in den letzten Tagen hatte ich sie noch nie gesehen. Eine außergewöhnliche Wetterlage, die wir da hatten und noch haben.

M33 zeigt deutlich ihre Spiralarme und den kleinen, sternartigen Kern. In den Spiralarmen sind viele Strukturen zu erkennen, vor allem die hellen H-II-Gebiete wie z.B. NGC 604. Tahir Saban mit seinem leichtgewichtigen 12" Dobson stöbert lange, ausgerüstet mit speziellen Karten, nach Sternhaufen und Nebeln in dieser Galaxie.

M31 ist immer wieder ein Genuß, aber heute besonders. Unschwer erkennt man zwei Spiralarme, die durch dunkle Bänder von der hellen Kernregion getrennt sind. Leicht kann der Nebel über drei bis vier Gesichtsfelder verfolgt werden, dabei sind in den Spiralarmen zahlreiche Details zu erkennen, wie z.B. NGC 206.

Nach diesen beiden Objekten schwenke ein wenig mit den Dobsons herum; M42, den ich auch im eigenen Instrument beobachte und unseren interessierten Gastbeobachtern zeige, ist einfach umwerfend. Im 18" kann man feine Farben erahnen, bei stärkerer Vergrößerung sind 6 Trapezsterne kein Problem - und die feinen dunklen Filamente in Worten wirklich nicht mehr zu beschreiben.

M1 ist unglaublich hell und im 18" erkennt man schon visuell die feinen Filamente. Und natürlich darf der Komet C/2004 Q2 Machholz nicht fehlen. Er ist deutlich freisichtig, zeigt bei grossem Gesichtsfeld im Fernrohr deutlich einen breiten Staub- und einen dünnen Gasschweif und ist wirklich sehr gross.

Ich beschließe, in meinem 12" einige schwierigere Objekte zu beobachten und beginne mit den Nebeln, die ich in Mariazell fotografiert habe. IC 443 in den Zwillingen ist wirklich deutlich zu erkennen, bei NGC 2174 im Orion habe ich schon mehr Schwierigkeiten, aber ich kann den Nebel, der in einen Sternhaufen eingebettet liegt, gut erkennen. Mein SkyAtlas 2000.0 läßt mich ein weiteres Objekt als interessant vermuten und in der Tat ist NGC 1579 im Perseus ein hochinteressanter Nebel, der auch gut visuell zu sehen ist.

Zum Abschluss meiner visuellen Tour dann noch eine echte Herausforderung, der Kugelsternhaufen Palomar 2 im Fuhrmann (jawohl, ein Kugelsternhaufen im Fuhrmann). Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob dieses dann und wann aufflackernde, diffuse, kleine Ding wirklich etwas ist oder nicht, aber der Spezifikation würde es entsprechen. Das wird ein Fall für CCD, sobald ich lang genug belichten kann.

A propos CCD. Ich montiere die Kamera, um genau jenen NGC 1579 von vorhin aufzunehmen. Wie in Mariazell mache ich je 30 Aufnahmen zu 20 Sekunden pro Farbe in RGB - was hier allerdings fast meine gesamte Batteriekapazität kostet. Der Nebel ist in der Tat interessant, doch das Ausarbeiten erweist sich als extrem mühsam. Durch die Nähe zum Zenit sind die einzelnen Aufnahmen stark gegen einander verdreht und AstroArt hat grosse Probleme, diese Aufnahmen richtig auszurichten und zu addieren. Aber immerhin; Registax kann das gar nicht und AstroStack habe ich noch nicht dazu gebracht, FITS-Dateien lesen zu können.

Der Nebel ist aber interessant, leider haben die AstroArt-Probleme etliche Artefakte hinterlassen, die ich aus Zeitmangel derzeit nicht beheben kann.


NGC 1579, 30 x 20 Sekunden pro Farbkanal

Während meine Belichtung ins Finale geht, vernehme ich immer mehr Freudenschreie von den Dobsonauten. Sie beobachten Saturn. Sollte das Seeing etwa besser geworden sein? Ein Blick durch den 18" sagt - es ist besser geworden und zum ersten Mal sehe ich die Encke-Teilung visuell wirklich deutlich! Das ist mir nicht einmal bei der legendären Planetennacht am 24. Februar 2003 auf der Universitätssternwarte so gut gelungen.

Bevor ich all meinen Strom verbraucht habe, beende ich eine eher sinnlose Serie an einem offenen Sternhaufen im Furhmann und verwende den Rest meiner Batterien für eine Webcam-Serie des Ringplaneten. Zuerst mit F=3000. Das war schon recht gut, doch heute, ja heute kann ich mit einer 2xBarlow-Linse arbeiten. Das Bild muss zwar verstärkt werden, was viel Rauschen bedeutet, aber vom Saturn kann ich ruhig an die 1600 Aufnahmen machen, der verändert sich ja nicht so rasch. Die besten 340 Bilder werden dann gestackt und mit allen Tricks der digitalen Bildbearbeitung entsteht ein wirklich schöner Saturn.


Saturn bei F=6000 und dann 50 Prozent verkleinert

Das war sicherlich der Höhepunkt der Nacht. Mein Strom ist verbraucht, beide Batterien sind leer, so baue ich ab. Der Wetterbericht sagt noch zwei solche Nächte voraus, doch leider habe ich keine Zeit mehr. Macht nichts. Diese Beobachtungsnächte dieser Woche fallen in eine Katergorie mit Namibia, wie es Tahir auf den Punkt bringt: "Das gute ist, dass man hierher nicht 9 Stunden lang fliegen muss und dennoch einen genauso guten Himmel hat". Leider nur viel zu selten ...