Wieso hat der Februar heuer 29 Tage?

Alexander Pikhard

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Alle vier Jahre hat der Februar 29 statt 28 Tage und wir wissen, warum das so ist: Das aktuelle Jahr ist ein Schaltjahr. Doch warum ist das eigentlich so?


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Wie lange ist ein Jahr wirklich?

Die Erde dreht sich um ihre Achse und wandert um unsere Sonne. Um unser Leben besser organisieren zu können, messen wir die Länge eines Tage in Bezug auf die Sonne. Ein (Sonnen)tag ist vergangen, wenn sich unser Planet so lange um seine eigene Achse gedreht hat, bis die Sonne wieder in der gleichen Richtung steht (sehr vereinfacht ausgedrückt). Das ist nicht wirklich jene Zeit, die die Erde wirklich für eine volle Umdrehung um ihre Achse braucht, aber das tut hier nichts zur Sache. Viel interessanter ist, wie lange die Erde für eine Umkreisung der Sonne braucht.


Ein Umlauf der Erde um die Sonne

Die Länge eines Umlaufs der Erde um die Sonne, tropisches Jahr genannt, ist keine ganze Anzahl von Tagen. In Tagen ausgedrückt wären es 365,24219052 ... ein sehr unrunder Wert. Aber was bedeutet das?

Runden wir einfach ab und sagten, ein Jahr hätte 365 Tage, dann hätten wir nach einem Jahr rund einen Vierteltag ignoriert, nach zwei Jahren schon einen halben und nach nur vier Jahren würde unser ganz einfacher Kalender schon einen Fehler von einem Tag aufweisen. Nicht viel? Doch! Nach rund 720 Jahren wäre Juli mitten im Winter und Jänner mitten im Sommer und so weiter.

Der Julianische Kalender

Dass dieses Problem mit unterschiedlich langen Jahren zu lösen sei, darauf kamen schon die alten Ägypter. Im Jahr 237 v. Chr. führte Ptolemaios III. ein, dass im ägyptischen Kalender alle vier Jahre ein Schalttag einzufügen sei. Diese Reform übernahm 47 v. Chr. Julius Caesar für den römischen Kalender, der die Grundlage unseres heutigen Kalenders darstellt und heute Julianischer Kalender genannt wird.


Julius Caesar

Warum der Februar?

Caesar führte einen Sonnenkalender ein mit Monatslängen von 31, 30 oder 28 Tagen. In diesem neuen römischen Kalender begann das Jahr am 1. März. Der dem Kriegsgott Mars gewidmete Monat war der erste des römischen Jahres. So war der Februar der letzte Monat des Jahres mit einer Länge von nur 28 Tagen. Ihm wurde alle vier Jahre ein 29. Tag hinzugefügt. Allerdings nicht als letzter Tag des Monats, denn das hätte die komplizierte römische Tageszählung mit allen Konsequenzen zu sehr verwirrt. Der Schalttag war "ante diem bis sextum kalendas martias" einzufügen, also als "zweiter sechster Tag vor den Kalenden [dem Beginn] des März". Somit gilt auch heute noch der 24. Februar offiziell als der eigentliche Schalttag.

Im Julianischen Kalender dauert ein Jahr also 365,25 Tage, das kommt recht gut an die tatsächliche Länge heran. Aber nur recht gut. In bereits 128 Jahren ergibt sich wieder ein Fehler von einem Tag. Dass der Juli mitten im Winter liegt, passiert jetzt zwar erst in ca. 180 x 128 = ca. 23.000 Jahren, aber in anderen Fällen ist es störender.

Der Gregorianische Kalender

Das Christentum übernahm zunächst den Julianischen Kalender. Mit der christlichen Osterrechnung kommt aber ein Element eines Mondkalenders hinzu. Am Konzil von Nicäa 325 n. Chr. wurde festgelegt, dass Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingbeginn (immer 21. März in dieser Definition) zu feiern sei (siehe auch unseren Artikel "Wann ist Ostern?").

Dass der Julianische Kalender pro 128 Jahre einen Fehler von einem Tag aufsummiert, wirkte sich beim Frühlingsbeginn und damit beim Osterfest gravierend aus. Im Jahr 1582 war der Fehler bereits auf 10 Tage angewachsen, der astronomische Frühlingsanfang fand schon am 11. und nicht am 21. März statt.


Gregor XIII.

Papst Gregor XIII. reformierte den Kalender daher erneut. Als kurzfristige Korrektur wurde in der Bulle "Inter Gravissimas" verfügt, dass auf den 4. Oktober 1582 unmittelbar der 15. Oktober folgte. Damit war der aufsummierte Fehler des Julianischen Kalenders behoben. Damit es aber nicht wieder zu einem Fehler kommt, wurde die Schaltregel erweitert:

Jedes durch vier teilbare Jahr ist ein Schaltjahr, die ganzen Jahrhunderte aber nur dann, wenn ihre Jahreszahl durch 400 teilbar ist. So sind 1600, 2000 oder 2400 Schaltjahre, nicht aber 1700, 1800, 1900 oder 2100 (die Reform wurde also wirklich erst im Jahr 1700 wirksam). An der Lage des Schalttags am 24. Februar änderte sich nichts.

Im Gregorianischen Kalender beträgt die Jahreslänge jetzt 365,2425 Tage, was der Realität schon sehr nahe kommt. Ein Fehler von einem Tag ergibt sich alle 3.231 Jahre.

Die Reform, angeordnet von einem katholischen Papst, setzte sich aufgrund vorangegangener Kirchenspaltungen und den damit verbundenen politischen Wirren nur langsam durch. Viele protestantische Länder führten den Gregoriansichen Kalender erst im 18. Jahrhundert ein, Länder in der Einflußsphäre Russlands überhaupt erst nach der Oktoberrevolution 1917. Heute ist der Gregorianische Kalender internationaler Standard.


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