Beobachter: | Wolfgang Vollmann | ||||
Datum: | 19. 05. 2004 | ||||
Zeit: | 21.30 bis 01.00 MESZ | ||||
Ort: | Wien 21 | ||||
Instrument: | Refraktor 130/1040mm | ||||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Von 23h00-23h30 MESZ beobachtete ich den Kometen C/2001 Q4 (NEAT). Es war etwas dunstig, daher war der Komet nicht mehr mit freiem Auge sichtbar. Im Fernglas 8x30 war er ein deutlich erkennbares kleines Nebelwölkchen und zentral verdichtet. Die Helligkeit schätzte ich auf m1 = 4,1mag. Am schönsten erschien der Komet im 130mm Refraktor bei 43-facher Vergrösserung: ein "richtiger Komet" mit Kopf und Schweif! Die Koma schätzte ich durch Vergleich mit Sternabständen auf 7' Durchmesser. Sie war deutlich schmaler in der Richtung vom Kometenkern zur Sonne und deutlich breiter in der sonnenabgewandten Richtung. Ausserdem erschien sie stark zentral verdichtet mit einem sternartigen Kern (DC=7). Der Schweif des Kometen fächerte erst breit auf und war danach als schmaler Strahl über etwa 45 Bogenminuten Länge zu sehen (Richtung Positionswinkel 110-120 Grad). Interessant war die innere Koma wenn ich bis auf 173x und 260x vergrösserte: der helle Kometenkern erschien meistens sternartig, gelegentlich vermutete ich einen wahrnehmbaren Durchmesser, das könnte aber auch durch die Luftunruhe vorgetäuscht sein. Als Helligkeit des Kerns schätzte ich m2 = 10mag ganz grob, er war also nicht sehr hell. Übrigens handelt es sich beim im Fernrohr sichtbaren Kern um die innerste dichte Hülle des wahren Kometenkerns, er wird auch als "false nucleus" (falscher Kern) bezeichnet. In der aktuellen Entfernung des Kometen von 0,526 AE = 79 Millionen Kilometer entspricht eine Bogensekunde (etwa die Auflösungsgrenze meines Fernrohrs) 380 Kilometer -- alles von kleinerer Grösse (also auch der wahre Kometenkern) sieht sternartig aus. Die höhere Vergrösserung von 173x liess auch eine undeutlich sichtbare Aufhellung in der inneren Kometenkoma vom Kern Richtung Sonne sichtbar werden, die vom Kern etwa im rechten Winkel auffächerte. Weitere Beobachtungen des Kometen C/2001 Q4 (NEAT): 7.Mai 9.Mai 11.Mai 16.Mai Nach dem "Near Sky" (Komet und Jupiter) beobachtete ich noch den "Deep Sky". Der Quasar (Blazar, BL Lac Objekt) Markarian 421 bei den Hinterfüssen der Grossen Bärin ist noch immer sehr hell sichtbar: heute abend schätzte ich ihn auf 12,8mag. Er sieht vollkommen sternförmig aus und ist daher bei dieser Helligkeit auch schon im kleineren Fernrohr gut zu sehen; ich benützte 115-fache Vergrösserung, um ihn vom Stern 6.Grösse gut zu trennen. Interessant war auch die Beobachtung der Seyfert-Galaxis NGC 4151 in den Jagdhunden. Die Seyfert-Galaxien haben auch aktive galaktische Kerne (AGN; active galactic nuclei) ähnlich den Quasaren. Der Kern überstrahlt den "Rest" der Galaxie allerdings nicht so stark wie bei den Quasaren. NGC 4151 sah schon bei 55x und besonders bei 115x nicht mehr sternartig aus: sie erschien als kleines Nebelwölkchen mit etwa 30" Durchmesser und war sehr stark zentral verdichtet, fast wie ein kleiner Kugelsternhaufen. Die Helligkeit des Kerns einer Seyfert-Galaxis lässt sich nicht so einfach schätzen wie ein Quasar, da er nicht ganz sternartig aussieht: heute schätzte ich 11,7mag. Diese Galaxie habe ich schon bei weit besseren Bedingungen im Juni 1999 in Payerbach beobachtet. Damals konnte ich sehr schwach auch einen weit grösseren Teil der Scheibe sehen, ich schätzte damals den maximal sichtbaren Durchmesser auf 3-4 Bogenminuten. Der alles überstrahlende Kern war damals schon bei 35-facher Vergrösserung auffallend als heller nebeliger Stern zu sehen. |