"Goldener Henkel" des Mondes

Wien 21, 08. 04. 2006

20060408wvo19.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:08. 04. 2006
Zeit:19.45 bis 23.00 MESZ
Ort:Wien 21
Instrument:Refraktor 130/1040mm, Webcam Philips ToUCam Pro II, Digitalkamera
Bedingungen:
Bericht:

Am Abend des 8.Apr.2006 war wieder der "Goldene Henkel des Mondes" zu sehen: bei richtiger Beleuchtung ist ein Teil des Marebodens der Regenbogenbucht (Sinus Iridum) noch im Schatten und das Randgebirge dieses überfluteten und halb versunkenen Riesenkraters, die Juraberge (Montes Jura), werden bereits von der aufgehenden Sonne beleuchtet. Über frühere Beobachtungen dieses Phänomens habe ich zwei Beobachtungsberichte geschrieben: 11.Nov. und 11.Dez.2005.

Heute bot sich wieder eine günstige Gelegenheit zur Beobachtung: ich begann schon in der Dämmerung um 19h45 MESZ und beobachtete den Mond bis 23h00 (Colongitude 33,5 bis 35,1 Grad; sie legt die Lage der Lichtgrenze auf dem Mond und damit die Beleuchtungssituation fest). Der "Goldene Henkel" war die ganze Zeit sehr schön im 7x50 Sucher als heller Bogen und andeutungsweise auch mit freiem Auge als kleiner "Buckel" an der Lichtgrenze (Terminator) zu erkennen. Im Fernrohr bot sich der schönste Anblick bei 35-facher Vergrösserung.

Ich versuchte auch einige Fotos zu machen:
Mond am 8.Apr.2006, 21h00 MESZ, Norden ist oben. Digitalkamera durchs Okular bei 26-facher Vergrösserung.
 
Der "Goldene Henkel" der Juraberge ist links oben an der Lichtgrenze zu erkennen. Das grosse Mondmeer rechts unterhalb ist das Regenmeer (Mare Imbrium).

Mond am 8.Apr.2006, 20h49 MESZ. Sinus Iridum und Juraberge, Norden ist oben. Webcam im Fokus des 130/1040mm Refraktors.
 
Besonders schön sind bei der niedrigen Beleuchtung auch einige "Meeresrücken" im Regenmeer (Mare Imbrium) südlich (unterhalb) des hellen Bogens der Juraberge zu erkennen. Ein Rücken trägt den Namen Dorsum Heim und ist um den Krater Karoline Herschel (C.Herschel) besonders gut zu sehen. Ein zweiter wurde Dorsum Zirkel benannt und zieht in Richtung des Kraters Lambert. Einige kleinere Meeresrücken sind am Bild zwischen den beiden Kaps der Regenbogenbucht, Promontorium Laplace und Promomontorium Heraclides, zu sehen. Sie tragen im wunderbaren "Mondatlas" von Antonin Rükl keine Namensbezeichnung.

Eine ähnliche Beleuchtungssituation wie an diesem Abend bietet sich in den nächsten Monaten wieder am 6.Jun.2006, 21h MESZ; 4.Aug.2006, 19h MESZ und 2.Okt.2006, 18h MESZ. Dann steht der Mond auch günstig am Abendhimmel!