Bioastronomy 2007

Konferenz zum Thema Bioastronomie in San Juan, Puerto Rico, 15. bis 20. Juli 2007

English version

Das spannende Thema Bioastronomie hatte mich bereits 2004 nach Island geführt. Heuer fand die nächste Konferenz dieser Reihe in San Juan, der Hauptstadt von Puerto Rico in der Karibik, statt. (Bioastronomy 2007)

Nach 27 Stunden Reise und weiteren 40 Minuten am Schalter für verlorenes Gepäck (meine Reisetasche kam ein-einhalb Tage später) entschädigte mich ein schönes Hotelzimmer mit Blick auf das Meer für die Strapazen.


Der erste Blick vom Balkon des Hotelzimmers ...


... auf das weite Meer.

Am Sonntag Abend wurden die Teilnehmer der Tagung mit einem Umtrunk und guten Häppchen begrüßt. Die Welcome Reception bot bei tropisch-warmen Temperaturen Gelegenheit, einander kennen zu lernen. Im Schein von Venus und Jupiter (und einigen dezenten Lampen) wurde über alles Mögliche geplaudert. (Ein verloren gegangener Koffer ist ein guter Einstieg in eine Konversation!)


Der Empfang auf der Hotelterrasse.


Essen und nette Kontakte knüpfen.

Die Temperatur in Puerto Rico lag die ganze Woche über so um die 30 Grad, bei Sonnenschein auch mehr, mit 80 Prozent bis 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Auch am Abend war es sehr warm. Es kühlte sicher nie unter 25 Grad ab. Im Laufe der Woche gab es von strahlendem Sonnenschein über starke Bewölkung, heftige Regengüsse und einem 2-Stunden-Sturm fast alles, was die Karibik wettermäßig so zu bieten hat. Glücklicherweise war kein Hurrikan dabei. Allerdings hatte ich es sicher kühler als die armen Wiener, die bei 39 Grad dahin schmolzen.

Die Vorträge der Konferenz fanden an vier Tagen (Mo, Di, Do, Fr) statt. (Detailberichte zu den einzelnen Tagen hier.) Doch auch abseits der Vorträge hatten die Veranstalter einiges zu bieten.

Am Mittwoch begaben wir uns auf eine ganztägige Exkursion zu den Rio Camuy Höhlen und dem Arecibo Teleskop. Ich war dem Bus Nummer 2 zugeteilt. Dieser zeichnete sich dadurch aus, dass die Klimaanlage nicht funktionierte. Bei geschätzten 28 Grad um 7 Uhr in der Früh und strahlendem Sonnenschein keine gute Sache! Mit geöffneten Dachluken war es allerdings dann auszuhalten. Unser sehr junger Busfahrer verständigte sich mit dem Kollegen im Bus Nr. 1 und versicherte uns (auf spanisch/englisch), dass die Busfirma während unseres Besuchs in der Höhle einen anderen Bus zur Weiterfahrt bereitstellen würde.


Die Fahrt geht vorbei an rot blühenden Flamboyant Trees.


In der Ferne taucht die Hügellandschaft des Südens der Insel auf.

Die Höhlen des Rio Camuy liegen in einem Karstgebiet. Vor etwa 1 Million Jahren schuf der Fluss ein ausgedehntes Höhlensystem, von dem bis jetzt nur ca. 11 km erforscht sind. Besucher werden durch eine große Höhle und zwei Dolinen (trichterförmige Einsturzlöcher) geführt. Zunächst ging es mit einem kleinen Zug hinunter in die Doline. Die üppige Urwaldvegetation überwuchert hier alles. Während man entlang des Weges immer tiefer in das riesige Loch hinunterfährt kann man die erstaunliche Vielfalt an Pflanzen betrachten. Und für alle die (im Gegensatz zu mir!!!) Spinnen lieben, gibt es gleich neben dem Weg zahlreiche Exemplare zu bewundern. In der Höhle soll die Höhlentarantel hausen, die es aber freundlicherweise vorzog, unsichtbar zu bleiben.


Die üppige Vegetation des Regenwaldes.


Immer tiefer fahren wir in die Doline hinunter.


Eine der zahlreichen Bewohnerinnen des Regenwaldes.

Die Höhle selbst in eine typische Tropfsteinhöhle mit wunderbaren Stalaktiten, Stalagmiten und vorhangähnlichen Strukturen. Das spektakuläre hier sind aber die Ausblicke auf den üppigen Urwald gleich vor den verschiedenen Höhleneingängen.


Ein gespenstischer Vorhang aus Stalaktiten trennt die Höhle vom Regenwald.


Der blaue Himmel ist plötzlich ganz weit weg.


Eine Welt, wie aus einem Fantasyfilm!


Tief unten schlängelt sich der rotbraune Rio Camuy.

Zurück beim Besucherzentrum gingen wir zum Busparkplatz in der freudigen Erwartung eines gekühlten Busses! Doch - wie hätte es anders sein können - der Ersatzbus war noch nicht da und unser ursprünglicher Bus war nach über zwei Stunden in der Sonne nur noch für Saunafanatiker benutzbar. Also warteten wir geduldig, aßen unsere Lunchpakete (die im gekühlten Bus Nr. 1 gelagert worden waren), warteten weiter geduldig und sahen den beiden armen Reiseveranstaltern beim heftigen Telefonieren zu.


Warten auf Godot, die bio-astronomische Variante.

Endlich (nach ca. einer weiteren Stunde) wurden wir mit einem herrlich kühlen Bus belohnt, der uns nun endlich zum Arecibo Observatorium brachte.

Die Fahrt dorthin führte über unzählige kleine Hügel, die alle auf sehr engem Raum liegen. Das heißt, die Straße führt ständig in vielen Kurven steil bergauf und bergab. Sicher keine leichte Fahrt mit einem Reisebus. Am Straßenrand fielen mir immer wieder Bambusstauden auf, die zum Teil schon umgestürzt waren. Pflanzen überwuchern in dem feuchten Klima wirklich alles - auch die Telefon- oder Strom(?)leitungen, die oberirdisch geführt werden.

Vom Parkplatz des Observatoriums führt ein steiler Weg hinauf zum Besucherzentrum. Bei schwüler Hitze und einigen Regentropfen schnaufen wir bergauf und finden kurz vor dem Ziel die Anweisung, nicht zu laufen!


Der erste Blick auf das Arecibo Observatorium.


Wer denkt bei 35 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit ans Laufen?!.

Nach kurzem Gedränge im Besucherzentrum finden wir den Weg zur Aussichtsterrasse. Was für ein Anblick!


Arecibo Observatory


Das Beweisfoto!

Die 305 m Antenne in der Form einer Kugelschale liegt uns zu Füßen, hoch darüber spannt sich die Trägerkonstruktion des Gregory-Reflektorsystems, das hier als Sekundärspiegel dient und die Radiowellen über zwei Spiegel (22m und 8m) zu einem Fokus bringt. Die Struktur ist an drei hohen Betonträgern mehrfach verspannt.


Das Gregory-Reflektorsystem

Das Arecibo Observatorium ist Teil des "National Astronomy and Ionosphere Center" und wird von der Cornell University betrieben. Einer der ursprünglichen Zwecke des Observatoriums war das Studium der Ionosphäre der Erde - bis heute eines der Forschungsziele des Institutes. Erst danach folgten extraterrestrische Ziele. Wissenschaftler können mit diesem Teleskop Phänomene in Entfernungen zwischen 3 km und 10 Milliarden Lichtjahren untersuchen.

Arecibo wird sowohl für Radioastronomie als auch für Radarastronomie verwendet. Erstere misst Radiowellen, die von Objekten im All ausgehen. Letztere verwendet Radiowellen, die von einer Antenne auf der Erde ausgesandt werden, am Objekt reflektiert werden und wieder zur Erde zurückkehren. Ein Forschungsschwerpunkt der Radarastronomie liegt in der Vermessung und Abbildung von Asteroiden. Auch die Oberflächen von Venus und Merkur können mit Radar abgebildet werden.

Etwa drei Viertel der Beobachtungszeit gehört der Radioastronomie. Zu den Beobachtungszielen zählen Pulsare, Sterne, interstellare Wolken, Galaxien und Quasare. Und natürlich nutzte SETI jahrelang das Observatorium zur Suche nach möglichen Signalen von außerirdischen Zivilisationen.

Leider konnten wir aufgrund von Renovierungsarbeiten an der Trägerkonstruktion das Gregory-Reflektorsystem nicht besichtigen. (Ich wäre zu gerne mit der Seilbahn hinüber gefahren!) Das Observatorium ist wegen dieser Arbeiten derzeit außer Betrieb. Aber wir wurden direkt zur Schüssel hinunter geführt (das heißt zuerst bergab, dann bergauf und dann wieder steil hinunter) und konnten dort die Antenne aus nächster Nähe bestaunen. Immerhin einer der wenigen astronomischen "Spiegel", die man ungestraft berühren darf!


Unter der Antenne.


Das Blech der Antenne ist auf 2mm genau der Kugelform angepasst.

Besonders bemerkenswert ist der Blick unter die Antenne, denn dort wuchert das Unkraut! An manchen Stellen wuchsen die Pflanzen bereits durch die Antenne. Hier muss immer wieder gemäht und geschnitten werden. Bei dem tropischen Klima ist das sicher ein Kampf gegen Windmühlen!


Vegetation in Puerto Rico: einmal unerwünscht ...


... und einmal sehr hübsch.


Blick aus dem Kontrollraum.

Bei heiß-schwüler Gewitterstimmung konnten wir zum Abschluss noch den Kontrollraum besichtigen (endlich ein Raum mit Klimaanlage!!!!) bevor wir uns müde, total verschwitzt aber sehr zufrieden auf den Heimweg machten.

Am nächsten Tag beschloss ich, die Vorträge des Vormittags zu schwänzen und die Altstadt von San Juan zu besichtigen. Sehenswert sind die beiden Festungen, besonders das ältere der beiden Forts, El Morro. Die im 16. Jahrhundert erbaute Festung trotzte allen Feinden, darunter auch dem berühmten englischen Abenteurer Sir Francis Drake.

Die spanischen Kolonien in Amerika waren im 16. Jh. im Besitz der Habsburger. Von 1519 bis 1521 unterstanden die österreichischen Länder und Puerto Rico sogar direkt dem gleichen Herrscher, Kaiser Karl V (in Spanien König Karl I), "in dessen Reich die Sonne nie unterging". Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass man in der Festung eine Österreichbastion findet.


Reparatur Puerto Rico-Style.


Österreich ist überall.

Den Abschluss der Konferenz bildete ein Abend zu Ehren des Films Contact (nach dem gleichnamigen Roman von Carl Sagan), der vor 10 Jahren Premiere hatte. Seth Shostak und Jill Tarter vom SETI Institute, die beide zumindest teilweise für die Figuren in Sagans Roman Modell gestanden hatten, beantworteten Fragen über den Film und über die Person Carl Sagan. Danach wurde der Film vorgeführt, doch ich musste mich vorher verabschieden. Mein Flug ging zeitig in der Früh und ich musste noch einpacken. Eine unvergessliche Woche in einem exotischen Land ging zu Ende.


Ein letzter Blick aus einem der Restaurants auf Palmen und Meer.


Dann heißt es Abschied nehmen von Puerto Rico.

Text und Fotos: Anneliese Haika