Komet 17P/Holmes

Wien 21, 14. 11. 2007

20071114wvo23.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:14. 11. 2007
Zeit:23:10 bis 23:40 MEZ
Ort:Wien 21
Instrument:Fernglas 8x30, Newton 105/445mm
Bedingungen:
Grenzgröße:5.0
Bericht:

Es gibt ja doch immer wieder Wolkenlücken, auch wenn sie sich derzeit ziemlich rar machen.... jedenfalls konnte ich am Abend des 14.Nov. den Kometen 17P zwischen 23h10 und 23h40 MEZ hoch oben, fast im Zenit bei recht klarem Himmel beobachten. Mit freiem Auge erschien der Komet als mondgrosse Nebelwolke. Er war zentral verdichtet und sehr gut sichtbar! Da der Komet schon nahe an α Per steht war keine zuverlässige Helligkeitsschätzung mit dem freien Auge ohne Brille (um die Sterne unscharf zu sehen) mehr möglich.

Also wechselte ich zum Fernglas 8x30. Der Komet erschien riesig! Er war praktisch rund und zentral verdichtet, in der Mitte gab es ein recht flächiges helles Zentrum, aber keinen sichtbaren sternartigen Kern. Wenn der Komet ganz leicht unscharf gestellt ist, die Helligkeit gemerkt und die Vergleichssterne auf den gemerkten Kometendurchmesser unscharf gestellt werden lässt sich die Helligkeit von Komet und Stern vergleichen. Diese Methode der Helligkeitsschätzung ist als Morris-Methode bekannt. John Bortle hat einen guten Artikel geschrieben wie die Helligkeit eines nebelig erscheinenden Kometen geschätzt werden kann: How to Estimate a Comet's Brightness. Als Ergebnis meiner Schätzungen erhielt ich jedenfalls 3,3mag. Der Komet ist also ein klein wenig schwächer geworden -- nicht verwunderlich da er sich seit 4.Mai (Perihel) von der Sonne und seit 5.Nov. (Erdnähe) auch wieder von der Erde entfernt. Den Durchmesser der Kometenkoma schätzte ich durch Vergleich mit Sternabständen mit dem Fernglas auf 35' -- also wirklich etwa gleich gross wie der Vollmond erscheint!

Im Newton 105/445mm war der Komet bei 19x leicht im gleichen Gesichtsfeld mit α Per zu sehen; er ist ja nur mehr ein Grad vom Stern entfernt. Interessant war der Vergleich der Farben: α Persei erschien leicht gelblich, hauptsächlich weiss und der Komet leuchtete im Vergleich dazu ziemlich deutlich grünlich! Bei 64-facher Vergrösserung war die Koma auf der Nordseite wieder recht scharf begrenzt, auf der Südseite diffus auslaufend. Ihren Durchmesser schätzte ich durch Vergleich mit Sternabständen auf 25'. Diesem Wert vertraue ich mehr als dem mit dem doch recht schwach vergrössernden Fernglas 8x30 ermittelten. Im Zentrum der Koma war die "Kometenstruktur mit Schweif" schon ziemlich diffus. Ein schwacher sternartiger Kern mit m2 ca. 11mag blinkte auf.

Komet 17P/Holmes ist jedenfalls weiter eine Sehenswürdigkeit im kleinen Fernrohr. Wenn es wie beim Helligkeitsausbruch im Entdeckungsjahr 1892 weitergeht könnte der Komet im Dezember oder Jänner einen weiteren Helligkeitsausbruch zeigen. Ich bin schon gespannt! Hier gibt es jedenfalls einen Bericht über den 1892er Ausbruch zu lesen: http://cometography.com/pcomets/017p.html. Scans von Barnards Fotos von 1892 sind hier zu finden: http://www.cfa.harvard.edu/icq/17P_outburst.html.

Weitere Beobachtungsberichte:    2007 Okt.26,28,29    Okt.31 (Ausdehnung der Koma; Korrektur)    Okt.31 (erneute Bildbearbeitung mit besser sichtbaren kernnahen Strukturen der Koma: Nov.6 sowie Nov.7)    Nov.1    Nov.4    Nov.5    Nov.10