Beobachtungsabend Deepsky: Supernova, Quasare und Blazare

Wien 21, 15. 08. 2004

20040815wvo22.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:15. 08. 2004
Zeit:22.00 bis 01.00 MESZ
Ort:Wien 21
Instrument:Refraktor 130/1040mm
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Freis. vis. Grenzgroesse:5.0

Bericht:

Um Mitternacht beobachtete ich aus meinem Nordfenster erneut die Supernova 2004dj in NGC 2403. Sie steht tief im Norden in unterer Kulmination aber durch den klaren Himmel konnte ich sie eindeutig erkennen. Ich benutzte wieder meinen kleinen 105mm Newton, da der Refraktor nicht ins Dachzimmerchen passt ;-)
Die Supernova ist seit meiner letzten Beobachtung am 6. und 7.August ein klein wenig schwächer geworden. Ich konnte sie bei 111-facher Vergrösserung ganz gut sehen, da die Grenzgrösse im Fernrohr etwa 12,5mag betrug. Ich schätzte die Helligkeit etwa zwischen die beiden Sterne 11,9 und 12,1 auf der AAVSO-Karte ein. Die Supernova hat also noch 12,0mag. Sie wird nur relativ langsam schwächer, da sie nach spektroskopischen Ergebnissen vom Typ II ist. Wir haben also noch einige Zeit die Chance, einen Stern (oder zumindest sein Überreste) in einer anderen Galaxie mit einem kleinen Fernrohr zu sehen!
Eintrag zu Supernovae im "Lexikon der Astrophysik": http://www.lsw.uni-heidelberg.de/users/amueller/lexdt_s.html#sn

Auch sonst tut sich extragalaktisch einiges, was mit einem kleinen Fernrohr sichtbar ist. Ich verfolge seit längerer Zeit einige Blazare und andere AGN (optisch stark veränderliche AGN = active galactic nuclei = aktive galaktische Kerne). Beobachtungsberichte dazu sind z.B. hier zu lesen: 13.Apr.2003, 5.März und 16.März 2004.

Im Herkules steht der AGN Markarian 501 (siehe Simbad-Datenbank-Eintrag und die AAVSO-Karte). Ich konnte ihn im 130mm Refraktor bei 208x nicht nur sehen, sondern er erschien sogar ein wenig flächig! Seine Helligkeit schätzte ich auf 13,7mag -- etwas schwach aber durchaus erkennbar.

Begeistert von der Leistung meines recht neuen 5mm Weitwinkel-Okulars (Pentax XW; ergibt 208-fache Vergrösserung am 130/1040mm Refraktor) schwenkte ich noch nach Südwesten um den Kugelsternhaufen M 13 anzuschauen. Vor dem dichten Hintergrund waren geschätzt mehrere 100 Sterne sichtbar -- einfach schön! Ich konnte sogar das dunkle sternarme Y - den "Propeller" (drei sternärme Streifen die vom Zentrum des Kugelhaufens versetzt sind; entdeckt am "Leviathan" des Lord Rosse) erkennen! Das ist mir bisher nur mit dem 45cm Newton unter weit besseren Bedingungen in Payerbach so gut gelungen (siehe Bericht 14.Jun.2002 und Bericht 13.Apr.2003).
Eintrag zu M 13 bei SEDS: http://www.seds.org/messier/m/m013.html
Beschreibung von M 13 von Steve Coe: http://www.saguaroastro.org/content/obsnotes/HERCULES.htm

Danach schaute ich weiter zu einem anderen AGN: 3C 382 in der Leier -- eine Seyfert-Galaxis (siehe Simbad-Eintrag). Dieses Objekt konnte ich bei 208x zwar sehen, aber es erschien vollkommen sternförmig. Es zeigt starke Helligkeitsveränderungen, die z.B. auf der Lichtkurve von Gary Poyner erkennbar sind. Ich schätzte es heute auf 13,6mag.

Den dritten AGN fürs kleinere Fernrohr bietet derzeit der bekannte Prototyp der Blazare, BL Lac (siehe Simbad-Eintrag). Er zeigt derzeit einen starken Helligkeitsausbruch bis fast 13mag. Ich konnte ihn deutlich erkennen, er war etwas schwächer als der Stern 12,8 und ich schätzte die Helligkeit auf 13,3mag. Das ist ungewöhnlich hell und bietet die recht seltene Gelegenheit, dieses Objekt mit eigenen Augen zu sehen.
BL Lac Lichtkurve: Lichtkurve, erstellt von Gary Poyner
BL Lac Karten: AAVSO-Karte D   AAVSO-Karte E   AAVSO-Karte F
Beobachtungsbericht 23.Jun.2002
Artikel zu BL Lac

Es war ein schöner Abend mit freisichtiger Grenzgrösse 5,0mag. Auch am Stadtrand von Wien lassen sich viele exotische Objekte ausfindig machen. Man muss sich eben an Sterne oder sternartige aussehende Objekte halten, sie gehen im aufgehellten Himmelshintergrund nicht unter, sondern sind gut zu erkennen. Der Stadthimmel kostet nur etwas an Grenzgrösse gegenüber besseren Bedingungen am Land.