Jupiters Grosser Roter Fleck; Jupitermonde

Wien 21, 03. 06. 2005

20050603wvo21.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:03. 06. 2005
Zeit:21.00 bis 22.00 MESZ
Ort:Wien 21
Instrument:Refraktor 130/1040mm
Bedingungen:
Seeing:gut (2)
Bericht:

Heute Abend konnte ich in der noch hellen Dämmerung noch einen Zentralmeridiandurchgang des Grossen Roten Flecks auf Jupiter beobachten und damit seine Länge messen. Die Lufruhe war wechselhaft, aber durchschnittlich befriedigend bis gut bei 208-facher Vergrösserung, die ich zur Beobachtung benutzte. Ich bestimmte den Durchgang des GRF durch die gedachte Mittellinie auf der Planetenscheibe zu 21h43,3m MESZ ± 0,9 Minuten. Die Durchgangszeit lässt sich meist auf etwa eine Minute genau angeben. Ich notiere etwa alle 15-30 Sekunden (je nach Seeing) den Eindruck ob der GRF gerade noch nicht (-), gerade jetzt (!) oder gerade nicht mehr (+) im Zentralmeridian ist zusammen mit der genauen Uhrzeit.

Die Auswertung dieser Uhrzeit ergibt die Länge des GRF im System II (die Bereiche beiderseits der hellen Äquatorzone Jupiters): 102,9° ± 0,5°. Die Messung stimmt sehr gut mit der vom 19.Mai 2005 überein. Die Länge des Grossen Rote Flecks hat tatsächlich seit den Vergleichsbeobachtungen im März/April 2005 um etwa drei Grad zugenommen (siehe die Beobachtungen vom 13.März, 1.Apr. und 14.Apr.). Wenn die Länge des Flecks zunimmt, kommt er erst später in den Zentralmeridian -- für 3 Grad sind das etwa 5 Minuten und das ist sehr gut erkennbar. Bei über die Tage und Wochen zunehmender Länge rotiert der Fleck also etwas langsamer als das System II. Das ist nicht immer so. Gelegentlich rotierte der Fleck gerade so schnell wie das System II, hatte also konstante Länge, manchmal nahm die Länge auch ab und er rotierte schneller. Diese Änderungen in der Atmosphäre des Riesenplaneten lassen sich mit Zentralmeridianszeitnehmungen gut verfolgen; ein sehr interessantes Buch dazu ist "The Giant Planet Jupiter" von John Rogers (Cambridge University Press). Beobachtungen sollten an das JUPOS-Projekt gesandt werden.

Der Grosse Rote Fleck erschien mir während der Beobachtung übrigens wieder etwas blasser und nicht rot sondern eher ocker/beigefarben -- ich beobachtete noch in der Dämmerung. An Einzelheiten erkannte ich im SEB (südliches äquatoreales Band) dem GRF vorangehend einen dunkleren Rand ("Wolkenstau"?). Der GRF selbst zeigte einen etwas dunkleren Rand auf der südlich-folgenden Seite -- er erschien also auch im kleineren Fernrohr nicht gleichmässig!

Während ich auf den Zentralmeridiandurchgang des GRF wartete versuchte ich wie öfters aus dem Aussehen der Jupitermonde auf ihre Identität zu schliessen. Das ist mit dem 130mm Refraktor bei 208x recht einfach. Am grössten mit eben wahrnehmbarem Scheibchen ist Ganymed -- er erscheint auch etwas gelblich. Io und Europa sind klein und etwa gleich gross erkennbar. Hier gibt es einen deutlichen Farbunterschied: Io ist deutlich gelblich und Europa weiss. Kallisto erscheint kaum grösser als Io und Europa und ist ziemlich grau ("gräulich"). Natürlich muss man zuerst versuchen zu erkennen welcher Mond welcher ist und erst dann in den Himmelskalender schauen! Ein interessantes Beobachtungsprojekt mit einem kleineren Fernrohr wäre ob die Identifikation der Monde durch ihr unterschiedliches Aussehen sicher möglich ist; mit dem 130mm Refraktor geht es auf jeden Fall ziemlich leicht, es sollte also auch noch mit etwas (deutlich?) weniger Öffnung gehen.