Bedeckungen der Pleiaden durch den Mond

 

Dieses Dokument ist derzeit überholt. Die Serie der Bedeckungen 2005-2010 ist beendet, die nächste Serie findet erst wieder in den Jahren ab 2024 statt. Wir lassen diese Seite quasi als Nachlese aber bestehen.

In den Jahren 2005 bis 2010 findet eine Serie von Bedeckungen der Pleiaden (M45) durch den Mond statt. Auch wenn diese Bedeckungen heute keinen unmittelbaren wissenschaftlichen Wert mehr haben, sind sie zumindest für Beobachter äußerst reizvolle Erscheinungen und für Astrofotografen eine Herausforderung.

 
Einfach atemberaubend schön: Der Aufgang von Mond und Pleiaden vor der Bedeckung in den Morgenstunden des 7. August 2007. Pleiadenbedeckungen haben für alle etwas zu bieten: Für eingefleischte Amateuere den Reiz und die Herausforderung einer wissenschaftlich relevanten Messung. Für Fotografen ein schönes, aber schwieriges Motiv. Und für Romantiker einen Himmelsanblick zum Träumen. Enya in den iPod laden und sich eine Kreisgrabenanlage vorstellen ...
 

1. Die nächsten Erscheinungen


 Alle Erscheinungen der Serie 2005-2010  top

Die Serie 2005-2010 ist beendet. Die nächste Serie von Pleiadenbedeckungen durch den Mond beginnt im Jahr 2024. Wir werden rechtzeitig die aktuellen Erscheinungen im Voraus darstellen :-)


 

2. Die Bewegungen des Mondes


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Wenn von Sternbedeckungen durch den Mond die Rede ist, spielen immer zwei Bewegungen des Mondes mit: Erstens der Umlauf des Mondes um die Erde (einmal in rund 27,5 Tagen) und zweitens die Drehung der Mondbahn gegen die Erdbahnebene (einmal retrograd in rund 18,6 Jahren).

Alle 27 Tage, 7 Stunden und 43 Minuten steht der Mond wieder an der gleichen Stelle des Himmels. Steht ein Stern genau in der Mondbahn, wird er von diesem bedeckt. Zumindest theoretisch.

Es kommt jedoch nicht immer zu einer Bedeckung. Erstens steht der Mond der Erde so nahe, dass es nicht egal ist, von welchem Ort auf der Erde man beobachtet. Die Parallaxe kann den Ort des Monde um das Doppelte seines scheinbaren Durchmessers verschieben, so dass es für manche Orte zu einer Bedeckung kommt, für andere nicht.

Zweitens "wandert" die Mondbahn langsam vor dem Sternenhimmel, und zwar als Folge der Drehung der Mondbahnebene gegen die Erdbahnebene. Bei nahezu konstantem Neigungswinkel dreht sich die Mondbahn - entgegen der Richtung der Mondbewegung - einmal in rund 18,6 Jahren um die Erde. Damit steht ein Stern am Himmel nie in konstantem Abstand zur Mondbahn, es kann Bedeckungen geben oder auch nicht.


 

3. Bedeckungsserien


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Die Wanderung der Mondbahn als Folge der Knotendrehung hat zur Folge, dass kein Stern einen konstanten Abstand zur Mondbahn hat. Aber nur, wenn ein Stern nahe genug bei der Mondbahn liegt, kann es zu einer Bedeckung kommen. Hier spielt dann auch die Parallaxe des Mondes eine entscheidende Rolle.

Man kann es sich folgendermassen vorstellen: Im Lauf von 18,6 Jahren wandert die Mondbahn zweimal (einmal im aufsteigenden, einmal im absteigenden Knoten) beim Stern vorbei. Solange sich die Mondbahn näher als ca. 1½° zum Stern befindet, kann es zu einer Bedeckung kommen. Durch die Wanderung der Mondbahn entstehen Bedeckungsserien.


 

4. Die aktuelle Serie der Pleiaden


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Die Pleiaden liegen zwischen 3,5° und 4,5° ekliptikaler Breite, so dass im Lauf von 18,6 Jahren der nördliche Scheitelpunkt der Mondbahn einmal in ihre Nähe gelangt. Es ergbit sich für die Pleiaden daher eine recht lange Bedeckungsserie. Die aktuelle dauert vom 15. Februar 2005 bis zum 18. Dezember 2010.

Spezialisten wird vielleicht auffallen, dass für Mitteleuropa der Scheitelpunkt der Mondbahn nie 5,2° ekliptikale Breite erreicht, sondern immer etwas näher bei den Pleiaden liegt. Der Grund liegt in der Parallaxe des Mondes, die auf der Nordhalbkugel der Erde den Mond senkt. Sie wirkt in unseren Breiten stets, da Mond und Pleiaden bei uns nie im Zenit stehen können (dann wäre die Horizontalparallaxe des Mondes gleich 0).

Die nächste Bedeckungsserie der Pleiaden findet in den Jahren 2024 - 2028 statt.


 

5. Die Sterne der Pleiaden


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Der hellste Stern der Pleiaden ist η Tau (Alcyone); mit einer scheinbaren Helligkeit von 2,9 mag ist er so hell, dass er als leichtes Bedeckungsobjekt gilt und sogar Erscheinungen am hellen Mondrand gut beobachtbar sind. Fünf weitere Sterne sind, zumindest was Erscheinungen am dunklen Mondrand anbelangt, ebenfalls leichte Ziele:

27 Tau Atlas3,6 mag
17 Tau Elektra3,7 mag
20 Tau Maia3,9 mag
23 Tau Merope4,1 mag
19 Tau Taygeta4,3 mag

Die restlichen Sterne der Pleiaden sind 5,1 mag oder schwächer, ihre Bedeckungen sind in kleinen Fernrohren nicht mehr ganz so einfach zu beobachten. Mit Instrumenten von 20 - 30cm Objektivdurchmesser sind am dunklen Mondrand durchaus Bedeckungen bis ca. 8 mag zu beobachten.

Bei den meisten beobachtbaren Erscheinungen werden nicht alle der hellen Pleiadensterne vom Mond bedeckt, da sie in Breite mehr als einen scheinbaren Monddurchmesser auseinander liegen.


 

6. Beobachtungstipps


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Auch wenn der Mond in einer Stunde eine Strecke am Himmel, die seinem scheinbaren Durchmesser entspricht, zurücklegt, erkennt man mit einem kurzen Blick durchs Fernrohr die Bewegung des Mondes am Himmel nicht. Daher erfolgt das Verschwinden oder Auftauchen eines Sterns bei einer Bedeckung stets überraschend.

Da Sterne aufgrund ihrer enormen Entfernungen keine sichtbaren scheinbaren Durchmesser besitzen, verschwinden sie schlagartig und tauchen schlagartig wieder auf. Das macht den Reiz der Beobachtung von Sternbedeckungen aus. Man kann den Zeitpunkt der Bedeckung fast beliebig genau messen und dieser Messwert besitzt sogar einen gewissen wissenschaftlichen Wert.


 

7. Fotografie


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Mond und Pleiaden am 11. April 2005. © Jerry Lodriguss (Catching the Light)

Pleiaden und Mond zu fotografieren ist nicht einfach. Entweder, man erkennt die Sterne gut, dann ist der Mond überbelichtet, oder man erkennt den Mond gut, dann ist von den Sternen nichts zu sehen [Anmerkung: Dass auf Fotos von der Mondoberfläche keine Sterne zu sehen sind, wird immer von "Mondlandungszweiflern" als Argument angeführt. Die guten Leute haben offenbar noch nie fotografiert!]

Man muss mit viel Dynamik arbeiten. Bei der analogen Fotografie am besten mit einem Diafilm, denn der besitzt die größte Dynamik, also den größten Bereich an abbildbaren Intensitäten. Bei Digitalkameras arbeite man, wenn möglich, im RAW-Format und vermeide JPEG-Kompression, denn durch die geht auch sehr viel Dynamik verloren.

Wer mit Photoshop vertraut ist, kann auch Kompositbilder anfertigen, indem eine kurz belichtete Mondaufnahme mit einer länger belichteten Aufnahme des Hintergrunds kombiniert wird. Dieser Prozess ist nicht ganz einfach und führt rasch zu Bildern, die entweder kitschig oder sehr künstlich wirken.

Die Vorausdarstellungen auf dieser Seite, alle mit Starry Night Pro angefertigt, können nie die in Wirklichkeit auftretende Dynamik wiederspieglen, obwohl die Aufhellung um den Mond nachträglich aus Erfahrungswerten eingefügt wurde.


 

9. Referenzen


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Astronomische Jahrbücher

  • The Astronomical Almanac des U.S. Naval Observatory.

    Der Klassiker, auf dem alle anderen astronomischen Jahrbücher basieren. Detaillierte Kurvendiagramme, Ephemeriden der Elongationszeitpunkte, auch für Amalthea, und Ephemeriden der hellsten äußeren Monde.

  • Kosmos Himmelsjahr von Hans-Ulrich Keller, Kosmos-Verlag, ISBN 3-440-07725-X, in jeder größeren Buchhandlung (Achtung! Ist sehr rasch vergriffen!); auch auf CD-ROM erhältlich, deren Inhalt reicht aber an jenen des Buches nicht heran.

    Reich illustriert, das ideale Jahrbuch für Einsteiger. Jupitermonde: Sehr detaillierte Kurvendiagramme mit Schattenlage und Hilfsmittel zur Bestimmung der Breite. Sehr umfangreiche Liste von Jupitermonderscheinungen.

  • Österreichischer Himmelskalender von Prof. Hermann Mucke, Österreichischer Astronomischer Verein, erhältlich im Astronomischen Büro Wien.

    Enthält fast nur Zahlenmaterial, daher nur für Fortgeschrittene empfehlenswert. Kurvendiagramme und sehr umfangreiche Liste von Jupitermonderscheinungen, Ephemeride für Jupitermondkonjunktionen! Für dieses Beobachtungsprogramm daher die beste Quelle.

  • Der Sternenhimmel von Hans Roth, Kosmos-Verlag, ISBN 3-440-08855-3.

    Viel Information, größtenteils als Zahlen und Abkürzungen, daher auch nur für Fortgeschrittene ratsam. Keine Kurvendiagramme! Jupitermondpositionen und -erscheinungen zusammen mit anderen Erscheinungen tageweise zusammengefasst, daher gut für die kurzfristige, etwas umständlich aber für die längerfristige Planung.

Literatur

  • Jean Meeus, Mathematical Astronomical Morsels, Willmann-Bell, 1997

 
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