Beobachter: | Wolfgang Vollmann | ||||||
Datum: | 23. 07. 2004 | ||||||
Zeit: | 22.00 bis 01.00 MESZ | ||||||
Ort: | Wien 21 | ||||||
Instrument: | Newton 105/445mm | ||||||
Bedingungen: |
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Bericht: |
Am Beginn des Beobachtungsabends schätzte ich mit freiem Auge die Helligkeit des Veränderlichen Sterns Delta Cephei: er ist gut mit Zeta (ζ Cep; meist etwas heller) und Epsilon Cephei (ε Cep; meist etwas schwächer) zu vergleichen. Um 22h21 MESZ schätzte ich seine Helligkeit mit Zeta 1 V 6 Epsilon, also nahezu so hell wie Zeta und viel heller als Epsilon (die Zahlen sind Stufenwerte, siehe z.B. die BAV-Anleitung zur visuellen Beobachtung Veränderlicher Sterne). Das vorausberechnete Maximum für diesen Stern war der 23.Juli um 18 Uhr MESZ, ich hatte ihn also fast im Maximum "erwischt". Der Stern hat eine Periode des Lichtwechsels von etwa 5 1/2 Tagen die gut mit freiem Auge erkennbar ist. Beobachtungsbericht zu Delta Cephei: 12.Jan.2003 Während ich noch Delta Cephei beobachtete, bemerkte ich einige Grade unterhalb dass ein Stern immer heller wurde und sich dabei sogar ein wenig bewegte: ein Iridium-Flare! Ich sah den Lichtreflex am Satelliten bis auf etwa -4mag (Venushelligkeit) aufleuchten und dann während etwa 30-40 Sekunden immer schwächer werden bis ich den Iridium-Satelliten nicht mehr mit freiem Auge sehen konnte. Dabei zog der Lichtpunkt in etwa gleicher Höhe nach Süden. Als Termin der maximalen Helligkeit des Lichtreflexes notierte ich mir 22h21m50s MESZ mit einigen Sekunden Ungenauigkeit. Satelliten-Vorhersagen bei: http://www.heavens-above.com Vorherberechnungen der Iridium-Flares für Wien Satelliten-Vorhersagen allgemein für Wien Um 23h15 hatte ich den Kometen C/2001 Q4 (NEAT) im Okular meines kleinen 105mm Newton bei 19-facher Vergrösserung. Er steht schon etwas tiefer im Nordwesten im Kasten des Himmelswagens. Er erschien mir recht klein, etwas schwach, zentral verdichtet. Den Komadurchmesser schätzte ich auf etwa 4 Bogenminuten und die Gesamthelligkeit des Kometen m1 auf 8,1mag (durch Vergleich mit sechs Sternen). Weitere Beobachtungen: 7.Mai 9.Mai 11.Mai 16.Mai 19.Mai 20.Mai 8.Juni 14.Juni 19.Juni 21.Juni 25.Juni 16.Juli Danach suchte ich den Kometen C/2003 K4 (LINEAR) auf. Er steht schon bei der Mitte des Bärenhüters und wird immer heller. Bei 19x war er deutlich heller und grösser als Q4 zu sehen! Die Gesamthelligkeit schätzte ich auf m1 = 7,0mag und den Komadurchmesser auf 6 Bogenminuten. Bei 60x erschien der Komet stark zentral verdichtet, die innerste Bogenminute der Koma war recht hell und dort war auch ein schwach sichtbarer sternartiger Kern mit ca. 11mag zu erkennen. Weitere Beobachtungen: 8.Juni 14.Juni 19.Juni 21.Juni 25.Juni 27.Juni 16.Juli Im Süden ist es etwas dunstig und aufgehellt, aber eine kleine Deep-Sky Tour durch einige Offene Sternhaufen geht sich noch aus. Ich beginne bei der Aufsuchung indem ich Albireo (Beta Cygni) bei 19x anvisiere. Bei dieser Vergrösserung ist der Doppelstern gut trennbar aber knapp beieinander. Auch die Farben (stark gelb und bläulichweiss) sind gut zu erkennen. Von Albireo taste ich mich mit einem Sternkartenausdruck von Cartes du Ciel weiter zu NGC 6834 im Schwan. Dieser Offene Sternhaufen wurde von Sir William Herschel als 16. Objekt seiner Klasse VIII der "grob zerstreuten Haufen von Sternen" (coarsely scattered clusters of stars) eingereiht. Viele dieser Objekte sind mit grossen Fernrohren oder auch auf den tief reichenden Himmelsaufnahmen des Palomar Observatory Sky Survey (POSS) nicht oder nicht gut zu erkennen: sie bestehen aus relativ wenigen helleren Sternen und gehen im Hintergrund der schwachen Milchstrassensterne unter. Viele dieser Sternhaufen sind aber im kleinen Fernrohr oder Fernglas gut zu erkennen! Der aufgehellte Stadthimmel stört die Beobachtung nur wenig. Auch NGC 6834 war gut zu sehen; hier meine Beschreibung im 105mm Newton: Danach suchte ich NGC 6874 im Schwan am Ort 20h07,8m +38°14' (2000.0) auf. Bei diesem H VIII Sternhaufen (Herschel Klasse VIII) ist es etwas zweifelhaft ob es sich um einen wirklichen Sternhaufen oder um eine mehr zufällige Sterngruppe handelt. Bei 60-facher Vergrösserung war der recht auffallende Doppelstern HJ 606 im Südosten der Sternhaufenposition gut sichtbar: die beiden fast gleich hellen Sterne 8,0 und 8,1mag bilden ein weites Paar mit 44 Bogensekunden Abstand. Sie sind beide weiss und etwa Nordost-Südwest ausgerichtet. Am Ort des Herschel-Sternhaufens ist mir zunächst ein schwacher Doppelstern aufgefallen (laut Tycho 2-Katalog sind die beiden Sterne 10,5 mag hell). Um diesen Doppelstern herum konnte ich einige schwache Sterne und etwas schwachen "Nebel"schimmer wie von unaufgelösten Sternen wahrnehmen. Das ist mir übrigens schon bei einer früheren Beobachtung unter viel besseren Bedingungen mit dem Fernglas 16x70 auf Stativ aufgefallen. 111x zeigte das Objekt noch besser: es wirkt wie ein sehr armer Sternhaufen aus nur wenigen Sternen. Auf der CdC-Karte ist auch noch ein Sternhaufen Basel 6 eingezeichnet (20h06,8m +38°21', 2000.0). Dort konnte ich bei allen Vergrösserungen zwischen 19 und 111x nichts sternhaufenartiges erkennen. Das neue Buch "Star Clusters" von Archinal und Hynes (Verlag Willmann-Bell; empfehlenswert für "Sternhaufen-Fans") identifiziert Basel 6 auch mit NGC 6874. Ein weiteres interessantes Objekt fand ich beim Aufsuchen bei 19-facher Vergrösserung in der Milchstrasse östlich von Beta Cygni: am Ort 19h42,5m +27°15' (2000.0; nur auf 10-15' genau angebbar) ist ein sehr reiches Feld konzentriert mit etwa 30 helleren Sternen mit einem Durchmesser von ca. 60 Bogenminuten zu sehen. Die Gegend macht durchaus den Eindruck eines lockeren grossen Sternhaufens und ist auf jeden Fall sehr hübsch anzusehen. Es braucht aber niedrige Vergrösserung und grosses Gesichtsfeld (bei 19x hat der kleine Spiegel etwa 3 Grad Feld). Im erwähnten Buch von Archinal und Hynes ist auf dem Ort dieses Sternmusters kein Sternhaufen katalogisiert. Könnte es sich bei diesem Sternmuster vielleicht um das vermisste Objekt NGC 6815 handeln? Als Ort wird im Archinal/Hynes 19h40,9m +26°51' (2000.0) angegeben. Die Beschreibung im Original-NGC lautet "Cl, vL, pRi, lC, st 10...15" also etwa "Sternhaufen, sehr gross, recht reich, wenig verdichtet, Sterne 10 bis 15mag" (siehe NGC 6815 beim NGC/IC Projekt). Da wäre ein wenig historische Detektivarbeit nötig! |