Das Jahr 2024

Ein astronomischer Überblick

Alexander Pikhard

Kurzfassung

2024 ist arm an besonderen Himmelsereignissen. Zwei Mondfinsternisse sind bei uns zu sehen, eine partielle Halbschatten-Mondfinsternis am 25. März kaum, eine partielle Mondfinsternis am 18. September zum größten Teil. Eine interessante Bedeckunge durch den Mond findet bei Dämmerung bzw. Tag statt, wird daher schwierig: Saturn am 21. August. Wieder ist bei uns keine Sonnenfinsternis zu beobachten.

Wichtiger Hinweis: Hier werden ausschließlich vorausberechenbare Himmelsereignisse mit Schwerpunkt auf Sonne, Mond, Planeten, hellen Asteroiden sowie ausgewählten Kometen und Meteorströmen behandelt. Natürlich hat Astronomie mehr zu bieten. Aber die im jährlichen Rhythmus beobachtbaren besonderen Objekte brauchen hier nicht erwähnt zu werden und über Unvorhersehbares brauchen wir in einer wissenschafltichen Übersicht nicht zu spekulieren. Warten wir einfach ab, was alles entdeckt wird.

Kalender, Sonne und Mond

Kalender

2024 ist im gregorianischen Kalender ein Schaltjahr mit 366 Tagen, der Februar hat 29 Tage. Bewegliche Feiertage:

  • Ostersonntag: 31. März
  • Christi Himmelfahrt: 9. Mai
  • Pfingstsonntag: 19. Mai
  • Fronleichnam: 30. Mai

Erdbahn und Jahreszeiten

Die Sonne ist zu diesen besonderen Lagen nicht notwendigerweise von Wien aus sichtbar. Frühester bzw. spätester Sonnenauf- oder -untergang fallen wegen der Zeitgleichung nicht mit den Sonnenwenden zusammen.

Besondere Mondlagen und -phasen

  • Kleinster Vollmond: 24. Februar, 13.31 Uhr MEZ
  • Südlichster Vollmond: 22. Juni, 03.09 Uhr MESZ (δ = -28,4°)
  • Größter Vollmond: 17. Oktober, 13.27 Uhr MESZ
  • Nördlichster Vollmond: 15. Dezember, 10.02 Uhr MEZ (δ = +28,4°)

Der Mond ist zu diesen besonderen Lagen und Phasen nicht notwendigerweise von Wien aus sichtbar.

Siehe auch weiter unten Finsternisse und Bedeckungen!

Planeten

Merkur

Merkur zeigt 2024 in Mitteleuropa drei Abend- und eine Morgensichtbarkeit sowie je eine Morgensichtbarkeit an der Grenze von 2023 zu 2024 und eine an der Grenze von 2024 zu 2025. Von den Abendsichtbarkeiten ist jene im März/April am günstigsten, von den Morgensichtbarkeiten jene August/September.

Venus

Venus steht am 15. April in oberer Konjunktion, somit ist sie zu dieser Zeit über einen längeren Zeitraum nicht zu beobachten. Im März endet eine an sich gute Morgensichtbarkeit eher unauffällig, Venus ist nur am Jahresbeginn 2024 am Morgenhimmel auffällig. Die darauf folgende Abendsichtbarkeit entwicklelt sich nur sehr langsam und wird erst gegen Ende 2024 und dann im Jahr 2025 auffällig. Fazit: 2024 ist kein Venusjahr.

Mars

Mars steht am 18. November 2023 in Konjunktion. Die lange Sichtbarkeit entwickelt sich erst gegen Ende 2024 aufällig, gipfelnd in der - ungünstigen - Opposition am 16. Jänner 2025. Somit ist auch Mars über weite Strecken kein lohnendes Beobachtungsobjekt im Jahr 2024.

Begegnungen:

Immerhin bescheren und Mars und Jupiter am Morgenhimmel des August 2024 die einzige interessante Begegnung zweier heller Planeten in diesem Jahr.

Jupiter

Jupiter steht am 7. Dezember in Opposition. Somit ist der Riesenplanet derzeit ein Objekt am Jahresanfang und -ende.

Begegnungen:

Saturn

Saturn steht am 8. September Opposition. Anfang des Jahres zeigt er sich noch kurz am Abend am Ende der Periode 2023/24. Nach der Konjunktion im Februar taucht er im Frühjahr am Morgenhimmel auf. Seine beste Sichtbarkeit ist dann im Herbst.

Im Herbst 2024 beginnt im Zuge der Kantenstellung der Saturnringe 2025 eine Serie von Transits und Schattentransits von Titan .

Uranus und Neptun

Uranus hat den Stier erreicht und ist ein Objekt am Winterhimmel. Neptun wandelt im Grenzbereich Wassermann/Fische/Walfisch und ist ein Objekt am Herbsthimmel.

Finsternisse und Bedeckungen

Sonnenfinsternisse

2024 finden zwei Sonnenfinsternisse statt, von denen keine von Europa aus zu sehen ist.

Mondfinsternisse

2024 finden zwei Mondfinsternisse statt, die beide unvollständig Mitteleuropa aus zu sehen sind. Die partielle Halbschatten-Mondfinsternis vom 25. März ist so gut wie gar nicht bei uns zu sehen, die sehr schwache partielle Mondfinsternis vom 18. September aber zum Großteil, wenn auch teilweise in der Morgendämmerung.

Bedeckungen

2024 kommt es zu einer Bedeckung eines helleren Gestirns durch den Mond: Saturn. Sie findet bei Sonnenaufgang statt, wird also schwierig zu beobachten.

Übersicht für die nächsten Jahre:

Weitere interessante Erscheinungen

Kometen

Für das Jahr 2024 ist aus heutiger Sicht eine möglicherweise spektakuläre Kometenerscheinung zu erwarten: C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) könnte Anfang Oktober ein auffälliges freisichtiges Objekt werden. Die Liste der interessanten Kometen für 2024:

Eine sehr gute Übersicht über die aus heutiger Sicht zu erwartenden Kometen gibt es hier von Seiichi Yoshida:

Zwergplaneten und Asteroiden

Hellere Zwergplaneten und Asteroiden, die 2024 in Opposition zur Sonne stehen:

Immer wieder nähern sich der Erde sogenannte Erdbahnkreuzer.

Meteore

Für die Beobachtung von Meteoren fallen die Mondphasen in diesem Jahr nich allzu günstig.

StromvonbisMaximumZHRMondphase
Quadrantiden28. Dezember12. Jänner4. Jänner110um letztes Viertel
Lyriden14. April30. April23. April18um Vollmond
Eta-Aquariden19. April28. Mai6. Mai50vor Neumond
Südliche Delta-Aquariden12. Juli23. August30. Juli25um letztes Viertel
Perseiden17. Juli24. August13. August100um erstes Viertel
Draconiden6. Oktober10. Oktober9. Oktober10vor erstem Viertel
Orioniden2. Oktober7. November22. Oktober20nach Vollmond
Leoniden6. November30. November18. November10um Vollmond
Geminiden4. Dezember20. Dezember14. Dezember150vor Vollmond
Ursiden17. Dezember26. Dezember23. Dezember10um letztes Viertel

Ausblick auf die kommenden Jahre

2025

Hammer Time am Sternenhimmel! Nach vielen durchschnittlichen und unterdurchschnittlichen Jahren hat dieses Jahr so viel zu bieten wie schon lange nicht. Neben einer partiellen Sonnenfinsternis am 29. März und zwei unvollständig sichtbaren totalen Mondfinsternissen (14. März, Monduntergang vor Totalität und 7. September, Mondaufgang knapp vor Totalität) und der nächsten Marsopposition am 16. Jänner kommen vor allem jene auf ihre Kosten, die Bedeckungen durch den Mond lieben. Es beginnt eine neue Serie an Bedeckungen der Plejaden (10. Jänner ungünstig bei Dunkelheit, 1. April ungünstig bei Dunkelheit, 23. Juni in der Morgendämmerung, 12. September bei Dunkelheit und 4. Dezember bei Dunkelheit, aber Vollmond). Dazu kommen noch eine Bedckung des Saturn am 4. Jänner, Bedckung der Venus bei Tag am 19. September und eine Bedeckung des Regulus bei Tag am 10. Dezember. Dazu noch die Kantenstellung der Saturnringe mit einer Serie von Transits und Schattentransits von Titan auf Saturn. Astronomenherz, was willst Du mehr?

2026

Höhepunkt ist die partielle Sonnenfinsternis am 12. August, bei der die Sonne - allerdings genau zu Sonnenuntergang - bei uns zu 89% verfinstert wird. Man muss nicht allzuweit reisen (Spanien), um in den Genuss einer totalen Sonnenfinsternis zu kommen. Die partielle Mondfinsternis am 28. August ist bei uns nur teilweise in der Morgendämmerung zu sehen. Zwei spannende Bedeckungen durch den Mond runden das Programm in diesem Jahr ab: Die Bedeckung von Regulus am 29. März bei Dunkelheit und in mittlerer Höhe ist ein Zuckerl an Sternbedeckung und die Bedeckung der Venus am 14. September bei Tag ist bei uns zwar nicht allzu günstig zu beobachten, könnte aber dennoch interessant werden.

2027

Den Anfang der astronomischen Höhepunkte in diesem durchaus interessanten Jahr machen die Marsopposition 2027 am 19. Februar und die mit der Erdnähe des Mars am nächsten Tag (20. Februar) zusammenfallende partielle Halbschatten-Mondfinsternis. Mit einer Annäherung von lediglich 101,44 Mio. km ist die Aphel-Opposition des Mars die ungünstigste über einen Zeitraum von vielen Jahrhunderten, was nur durch die - räumlich und zeitlich - nahe Opposition des Jupiter wettgemacht wird. Eine dreifache Konjunktion Mars-Jupiter wie 1979/80 geht sich aber nicht aus. Die Sonnenfinsternis vom 2. August 2027 wird bei uns als eine durchschnittliche partielle zu beobachten sein, im südlichen Mittelmeerraum und vor allem in Ägypten aber als Sonnenfinsternis des Jahrzehnts: Es handelt sich um eine totale Sonnenfinsternis mit einer maximalen Dauer von 6:23 Minuten in der Nähe von Luxor. Damit ist sie die zweitlängste totale Sonnenfinsternis im 21. Jahrhundert nach jener von 2009. Einige interessante Bedeckungen durch den Mond machen 2027 zu einem ziemlich spannenden Astrojahr: Sigma Sagittarii (Nunki) am 24. Mai (einigermaßen günstig) und 13. August (auch halbwegs günstig in der Dämmerung), Plejaden (M45) am 24. August (günstig), 14. November (ungünstiger bei Vollmond) und 12. Dezember (sehr ungünstig bei tief stehendem Vollmond).

2028

Rein quantitativ hat auch 2028 einiges zu bieten, allerdings sind viele der besonderen Himmelsereignisse mehr oder weniger grenzwertig. Auf den ersten Blick klingen die drei Mondfinsternisse gut; die erste, eine partielle Mondfinsternis am 12. Jänner ist allerdings minimalistisch. Die zweite, eine partielle Mondfinsternis am 6. Juli ist bei uns nur äußerst unvollständig zu sehen. Erst die dritte, eine totale Mondfinsternis am 31. Dezember, also am allerletzten Abend des Jahres, ist gut zu beobachten und gleichzeitig der astronomische Höhepunkt des Jahres. Die beiden Sonnenfinsternisse vom 26. Jänner und 22. Juli sind bei uns nicht zu sehen (dass die Sonne am 26. Jänner zu 1% verfinstert untergeht ist unbeobachtbar). Erstere aber beendet als ringförmige Sonnenfinsternis die Serie von drei zentralen Finsternissen in Spanien innerhalb von nur zweieinhalb Jahren. Die drei besonderen Bedeckungen durch den Mond sind ebenfalls grenzwertig. Die Bedeckung der Plejaden am 5. Februar ist die letzte bei uns beobachtbare der aktuellen Serie, findet aber sehr knapp über dem Horizont statt. Das gleiche gilt für die Bedeckung von Antares am 13. April, nur ganz tief und kurz nach Mondaufgang. Die Bedeckung der Venus am 25. Mai ist ebenfalls extrem schwierig zu beobachten, bei Tag und tief am Horizont.

 

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